Füssener Heimatzeitung Nr. 221

104 Füssener Heimatzeitung Nr. 221 vom Juni 2022 / II Fortsetzung auf Seite 106 Fortsetzung von Seite 103 fürstin. - Beide Herrschaften in- teressieren sich sehr für Kunst. - Von meinem Leben in der letzten Zeit kann ich Dir nicht viel schrei- ben, es floss einförmig dahin, da ich stets zu Hause war, einige Male besuchte ich das Theater, sehr freue ich mich auf den Te- noristen Niemann aus Hannover, welcher im Februar hier unter an- derem als Tannhäuser und Lo- hengrin auftreten wird. Nächstens wird der Fliegende Holländer von Richard Wagner hier gegeben werden und Coriolanus von Shakespeare ebenfalls in ziemlich baldiger Zeit. - Nächste Woche werde ich wohl wieder die Kolle- gien besuchen können; außer- dem habe ich Geschichte der Phi- losophie bei Professor Steininger, und englisch und französisch zur Übung bei den, betreffenden Leh- rern. Ziemlich oft habe ich Au- dienzen zu geben. - Neulich kam der Vater hier an und wurde herz- lich empfangen, er sieht wohl aus. - Mein Vetter Karl Theodor reist heute von hier ab, um mit den Bundestruppen gegen Hol- stein zu ziehen. - Wer weiß, wie die ganze Sache enden wird! - Die Menschen werden immer auf- geregter, die Zeiten immer schwe- rer! - Nun beschäftigen wir uns viel mit Weihnachten, Otto wird von mir Knöpfe von rosa Email erhalten, da dies seine Lieblings- farbe ist, die Letzten Tage von Pompeji von Bulwer, Mucius Sfor- za v. Trammlitz, Tassen, Bronze Gegenstände p. - Ich erlaube mir Dir hier beiliegende Brosche und Ohrringe als ein kleines Anden- ken, an die schöne Weihnachts- zeit die wir vor Jahren so vergnügt zusammen feierten zu übersen- den. - Vielleicht wird sie Dir eini- ges Vergnügen bereiten. - ... Zumherannahenden, neuen Jahre wünsche ich Dir und Deinem lie- ben Mann, den ich recht herzlich von mir zu grüßen bitte, recht viel Glück und des Himmels reichsten Segen! - Möge der gü- tige Gott Euch Beiden noch recht viele, viele glückliche Tage be- scheren! - Könnte ich Euch lieben Beide doch im künftigen Jahre endlich einmal Wiedersehen, eine Freude, welche mir das nun bald vergangene Jahr leider versagte! Leonrod, nochmals meinen herz- lichen Gruß Deinem lieben Mann, in dankbarer Liebe verbleibe ich, wie immer Dein treuer Freund Ludwig.” Traum - Nacht - Lohengrin Am nächsten Tag vermerkte er in seinem Tagebuch einen Traum, den er in der Nacht vom 17. auf den 18. Dezember hatte: „Traum - Nacht - Lohengrin“. Wie sehr Ludwig die Opern von Wagner in seinen jungen Jahren schon lieb- te, zeigt sich, dass er in seinem Tagebuch am 22. Dezember 1863  Die Seele und die Träume von Ludwig waren voll solcher Bilder. Bild: Wikipedia, gemeinfrei

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