Füssener Heimatzeitung Nr. 215

2 Füssener Heimatzeitung Nr. 215 vom Januar 2022 / II Ein Mensch voller Genie und Unberechenbarkeit Ich habe mich auf die Reise gemacht, Joachim Iversen kennenzulernen, ein wahres Füssener Original, das viele aus der jüngeren Generation schon nicht mehr kennen. Und selbst dieMenschen, die ihn nochgekannt haben, werden immer weniger. Auf der Reise durch die Zeit und die Geschichte merkt man, dass die Erin- nerungen der Menschen langsam verblassen. In so mancher Erzählung wird der Onkel Eugen mit einem Bruder verwechselt und so ist dies kein Tatsachenbe- richt, sondern eher ein Versuch, Joachim Iversen in seiner Vielseitigkeit nur ein wenig zu erfassen und damit diesen Teil für immer am Leben zu erhalten. Ein magisches Haus Joachim Iversen lebte zusammen mit seiner Mutter, Marie Charlotte, und seinemVater, Johannes Iver- sen, in einer wunderschönen Villa an der König-Ludwig-Promenade Nr. 6. Seine Mutter Charlotte war sehr viel jünger als ihr Mann und eine wahrhafte Dame in ihrem ganzen Auftreten. Sie schien aus ritterlichen Zeiten zu stammen und passte mit ihremWesen auch nicht mehr in die, sich so schnell verändernde, Zeit nach demZwei- ten Weltkrieg. Gerüchten zufolge soll sie im Dritten Reich eine Per- sönlichkeit von hohem Rang und in der Reichspropaganda tätig gewesen sein. Der Vater, Johan- nes Iversen, wurde am 31. März 1865 in Sommeritz in Nordschles- wig geboren. Nach einem aben- teuerlichen Leben, in dem er schon einen Sohn aus erster Ehe verlor, landete er 1920 in Füssen, wo er viele Grundstücke erwarb, unter anderem die König-Ludwig- Promenade 4 und 6. Johannes Iversen wird als der erste Wer- beschriftsteller Deutschlands be- zeichnet. Er veröffentlichte eine Reihe von Büchern zum Selbst- studium, mithilfe derer man einen Fernlehrgang zum Werbefach- mann absolvieren konnte. All dies wurde unter demTitel „Deut- scher Werbeunterricht Iversen” bekannt. Seine Firma hieß „Ver- einigte Füssener Lehranstalt für brieflichen Unterricht GmbH”. Doch dies waren nicht die einzi- gen Geschäfte, die dem Vater zu seinem Reichtum verhalfen. Heimlich war er ein deutsch-öster- reichischer Doppelagent, der die Fortsetzung von Seite 01

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