Füssener Heimatzeitung Nr. 214

192 Füssener Heimatzeitung Nr. 214 vom Januar 2022 Fortsetzung auf Seite 194 Imgesamten Allgäu bereiten sich die verschiedenen Gemeinden, die historischen Vereine und heimatgeschichtlich Interessierten schon auf ein besonderes Ge- denkjahr vor – 2025 jähren sich die Ereignisse des Bauernkrieges von 1525 zum fünfhundertstenMal. Europaweit hatten sich seinerzeit die oftmals unterdrückten und notleidenden Bauern gegen die Obrigkeit erhoben und einen – letztlich aussichtslosen und blutig niedergeschlagenen Kampf – um die Verbesserung ihrer Lebensumstände geführt. Der Bauernkrieg von 1525 Ein Bericht von Raborne Gaißmayer und Magdalena Kienzle Serie: Füssener Geschichte Füssen kommt noch glimpflich davon Das Allgäu als Brennpunkt Mit ein Zentrum in Europa stellte das Allgäu dar – der „Allgäuer Haufen“ mit seinem Anführer Jörg Schmid von Leubas bei Kempten, auch genannt „Jörg Knopf von Leubas“ konnte zunächst beacht- liche politische und auch militä- rische Erfolge verbuchen, an de- nen sich andere „Haufen“ orien- tierten. Auch die „12 Artikel von Memmingen“, d.h. die schriftliche Niederlegung der Forderungen, die die Bauernschaft gegenüber dem Schwäbischen Bund erho- ben, gelten als herausragendes Zeitdokument und sind Gegen- stand umfangreicher historischer Forschungen. Immerhin gelten sie als die erste Niederschrift von Menschen- und Freiheitsrechten in Europa und die vorangehenden Versammlungen der Bauern wa- ren gewissermaßen die erste ver- fassunggebende Versammlung in Deutschland. Noch heute wird den Allgäuern ja nachgesagt, dass sie rechte Sturschädel sind und sich auch gerne einmal der Obrigkeit widersetzen – das war also vermutlich schon damals verantwortlich dafür, dass das Allgäu mit Oberschwaben zu den ersten und massivsten Unruhe- herden zählte. Kempten, Mem- mingen, Leubas, Dietmannsried, Oy – Orte, die im Zusammenhang mit demBauernkrieg in aller Mun- de sind, von Füssen ist hier auf den ersten Blick jedoch nicht die Rede. Es beginnt zu gären Schon Ende 1524 begannen erste Unruhen, die schon länger an- dauernde Unzufriedenheit der Bauern nahm Gestalt an, es kris- tallisierten sich Anführer heraus und die Bildung der sogenannten „Haufen“ begann, d.h. die Bauern einer oder mehrerer Ortschaften rotteten sich zusammen und bil- deten zumTeil regelrechte Kampf- verbände, die es später, obwohl oft zahlenmäßig unterlegen und schlecht ausgerüstet, mit den Söldnerheeren der jeweiligen Ob- rigkeit aufnehmen mußten. Im Februar 1525 sammelten sich auch die Bauern aus dem weite- ren Füssener Umland in Oberdorf (heute Marktoberdorf) und for- mulierten ihre Beschwerden und Forderungen in den „Allgäuer Ar- tikeln“. Der Landesherr, Bischof Christoph von Augsburg, kam am 25. Februar 1525 sogar persönlich nach Füssen und ließ sich dazu herab, die Beschwerden anzu- hören, unternahm aber weiter nichts, trotz dringender Bitten der Füssener Bürger, die began- nen, um ihre Sicherheit zu fürch- ten. Bereits am 28. Februar reiste der Bischof unverrichteter Dinge wieder ab. Die Stadt zwischen Bischof und Tiroler Landesherr Am 5. März 1525 hielt der „All- gäuer Haufen“ seinen „Bundes- tag“ in Kempten ab und die Be- setzung des weiteren Umlandes

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYxMw==