Füssener Heimatzeitung Nr. 212

111 Füssener Heimatzeitung Nr. 212 vom November 2021 / II mehr. Sie begleiteten ihren König, selbst die Presse war tief beein- druckt. Noch nie waren so viele Menschen zu einer Denkmals- enthüllung gekommen. Es ging das Gerücht von Tausenden. Die Fotografen stehen auf den Dä- chern, damit sie überhaupt noch ein Bild erhaschen können. Über- all Fahnen, sogar Fackeln. Dann wird das königliche Haupt auf einer Sänfte von vier Trachtlern zu seinem vorbestimmten Platz am Eingang des Schlossparks ge- tragen. Die Presse schreibt später: „Der ‘Kini’ ist heimgekehrt in sei- ne Berge …” Die Musikkapelle spielt die Bayernhymne. Dietmar Schulze beschreibt das wunder- bar anschaulich in seinem be- merkenswerten Buch „Ludwig II. - Denkmäler eines Märchenkö- nigs”. Weiter schreibt die Presse: „... Ja, es ist eine seltsame Stim- mung; gerade, als ob sich etwas Besonderes vollziehen würde: Wehmut, andächtige Stille, die Seele erlebt mit. Es ist ihre Feier, die Feier ihres Königs …” Damit sind all die Menschen gemeint, die den König immer noch lieben. Seit 1926 ist Linderhof ohne Lud- wig-Denkmal. Eine lange Zeit. Herzog Franz von Bayern befreite den König von seinem Tuch und die warme goldene Abendsonne beleuchtete seine feinen Ge- sichtszüge. Diese Büste hatte der König-Ludwig-Club München un- ter Leitung von Heindl gestiftet, ein Abguss der Originalbüste von Caspar von Zumbusch von 1874/75, also noch zu Lebzeiten des Königs. Ehrenretter König Ludwigs Heindl ist überzeugter Monar- chist. Und er hat eine Mission: die Ehrenrettung König Ludwigs II. von Bayern. Seit Jahrzehnten kämpft er gegen die „Ludwigelei“ und die „immer rücksichtslosere Vermarktung“ des Königs. Heindl sträubt sich natürlich auch gegen den Begriff „Märchenkönig”. Aber vielleicht ist die Sehnsucht nach der heilen Welt, die sich auch in der Verehrung des „Märchenkö- nigs“ spiegelt, heute, in einer Zeit großer Krisen, besonders groß. Ein Märchenkönig ist ein König, bei demman die Hoffnung Geburt: 16. Dezember 1936 in München, unehelich Mutter: Marianne Heindl, 90 Jahre alt geworden Beruf: gelernter Ziseleur, später Cacheur (Bühnenplastiker) an der Staatsoper München, Personalchef Geschwister: Brüder Hubert (* 1943 in Dachau) und Joachim (*27.8.1944 auf Gut Speck), „Achlein” genannt Gründung des König-Ludwig-Jugendclubs: 1958 Anfang der 60er-Jahre Umbenennung in König-Ludwig-Club Mitglieder: ca. 150 Widmung des Vereins: Ausstellungen, Denkmäler, Gedenkfeiern, Ehrungen für König Ludwig WichtigsteStandorte der Denkmäler: Neuschwanstein, Linderhof, Herrenchiemsee, Falkenstein, Nymphenburg, Prien, Hochkopf, Schwangau, … Aktivitäten: 300 Vorträge, 200 Initiativanträge, 1200 Leserbriefe Wohnort: Freising seit 2000 Titel: Professor h.c. Hannes Heindl Info-Kasten auf Erlösung spürt. Auch Hannes Heindl, der sich mit Händen und Füßen gegen Lobhudeleien und solche romantischen Verehrungen sträubt, kann sich dem Nimbus seines Königs letztlich nicht ent- ziehen und ist längst mit der Lud- wig-Legende verschmolzen und verwoben. Gerade in seinen fei- erlichen Inszenierungen für den König kann man das deutlich spüren. ■ p Heindl 2020 bei seinem Interview mit der Füssener Heimatzei- tung. Er wurde nicht müde, viele Stunden aus seinem reichen Ludwig-Leben zu erzählen. Bild: privat

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYxMw==