Füssener Heimatzeitung Nr. 211

72 Füssener Heimatzeitung Nr. 211 vom November 2021 Sylvia Natterer ist begnadete und weltbekannte Puppenmacherin. Als sie mit 26 Jahren zusammen mit ihrem Mann, dem Vilser Klaus Natterer, ihre vorherige Heimat, die Schweiz, verlässt, weiß sie zunächst nicht, was sie tun soll. Ihren Beamtenstatus als Lehrerin hat sie verloren und nun muss sie schauen, wie es weitergehen kann. Ihre nächste Stelle amMünchner Marionettentheater „Kleines Spiel” ist entscheidend für ihren weiteren Lebenslauf. Kissen - Küssen - Kürbisse Ein Bericht von Afra Gaißmayer Serie: Vils In die Produktion großer Spielwarenfirmen Aus zunächst kleinen Reparaturarbeiten an Spiel- figuren entwickelt sie ihr Interesse und Können so weit fort, dass sie selbst Puppen aus Holzmehlteig herstellen kann. Bereits an den ersten Messen, an denen sie teilnimmt, ist die Nachfrage nach ihren Puppen so groß, dass sie anfängt, im größeren Stil zu „produzieren”. Trotzdemhat sie nie aufgehört, jeder Puppe ihren persönlichen Geist einzuhauchen. Vermutlich ist sie gerade deswegen auch so er- folgreich geworden und ihre Puppen schafften es in die Produktion großer Spielwarenfirmen aus Deutschland, Frankreich, USA, Japan, Italien und Spanien. Hunderttausende Puppen aus der Hand Sylvia Natterers wurden weltweit verkauft. Doch ihr handwerkliches Können ist längst nicht darauf begrenzt. Aus allem, was ihr unter die Hände kommt, weiß sie etwas Neues zu erschaffen. Das konnte man gut in der Ausstellung sehen, die Ende August 2021 in Vils von ihr veranstaltet wur- de. Dreißig Jahre Vils Seit sie 1991 mit ihrem Mann nach Vils gezogen ist, sind bereits dreißig Jahre vergangen und nun kann sie diese kleine Stadt ihre Heimat nennen. Mit der Ausstellung „Kissen - Küssen - Kürbisse” Eine Ausstellung der Künstlerin Sylvia Natterer zum Thema Pandemie feierte sie ihr dreißigjähriges künstlerisches Schaffen in Vils. Und mehr als nur das. Sie machte aus dieser Ausstellung eine Benefizausstellung, das heißt sie spendete den gesamten Erlös für die Re- novierung des Schlössles in Vils. Das Schlössle in Vils, ein großes, herrschaftliches Gebäude, diente vormals als Museum der Stadt, wurde aber seit vielen Jahren dem Verfall preisgegeben. Mit ihrer Ausstellung will sie dazu beitragen, das geschichts- trächtige Gebäude zu erhalten. Viel Zeit um Neues zu entdecken In der Corona-Krise und zeitweisen Isolation hatte Sylvia Natterer viel Zeit in ihrem großen Haus, der ehemaligen Schule von Vils, herumzustöbern. Dabei stieß sie auf viel altes Material, das, wie sie selbst sagt, nur darauf gewartet hat, von ihr verar- beitet zu werden. Während der Krisenzeit war es für sie schwierig, an das Material zu kommen, aus dem sie normalerweise ihre Puppen fertigt und deswegen nahm sie diese Zeit, um aus den Mate- rialien, mit denen sie sonst nie arbeitet, etwas an- zufertigen. Angefangen hat es damit, dass sie aus alter Wolle Kissen filzte. Damit erklärt sich auch der erste Teil des Namens ihrer Ausstellung – Kis- sen. Fortsetzung auf Seite 77

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