Füssener Heimatzeitung Nr. 208

40 Füssener Heimatzeitung Nr. 208 vom August 2021 Sr. Angelina (Juditha) Martin und das Liebeswerk des Dominikus Ringeisen Serie: Persönlichkeiten aus dem Allgäu Ahnenforschung war in den 1940er Jahren gängig. Für manche ging es dabei lediglich darum, einen Ariernachweis zu bekommen und erfüllte keinen weiteren Zweck. Für andere aber war es ein Herzensanliegen, einen Teil der eigenen Identität zu finden, die besondere Resonanz zu spüren, die man im Kontakt mit den Ahnen erlebt. Zur zweiten Kategorie zählte Alfred Wintergerst, damals ein Gymnasiast in Memmingen, aus dem einmal der Direktor des Gymnasiums Ho- henschwangau werden sollte. Ahnenforschung, das war nicht nur etwas, was man aus den Kirchenmatrikeln herauslesen konnte. Ahnenforschung, das war auch ein Tagesausflug mit dem Fahrrad das Günztal hinauf, wobei die Verwandten besucht wurden und man mit ihnen Kontakt hielt. Ein persönlicher Kontakt, der über Jahrzehnte hinweg gepflegt wurde und in Zeiten hinein ragt, in denen kaum Briefe geschrieben wurden, geschweige denn telefoniert wurde. Ein re- gelmäßiger Anlaufpunkt waren die Großeltern Franz-Josef Wintergerst und Johanna Wintergerst, geborene Martin in Oberbeuren bei Kaufbeuren. Vielleicht, weil sie ihmbesonders wesensverwandt war, interessierte sich AlfredWintergerst stets für das Leben der Schwester seiner Großmutter, der Sr. Angelina (Juditha) Martin und hat noch nach seiner Pensionierung als Direktor an die Franziska- nerinnen von Ursberg geschrieben, um den Lebensweg seiner Großtante nach- zeichnen zu können. Ein Bericht von Elisabeth Wintergerst Das Liebeswerk des Dominikus Ringeisen In Ursberg bei Breitenbrunn (Landkreis Günzburg) befindet sich eine der größten Sozialin- stitutionen Deutschlands. Im „Do- minikus Ringeisen Werk” werden derzeit über 2.500 Menschen mit den unterschiedlichsten Behin- derungen betreut. Auch in Füssen gibt es einen Standort des Do- minikus Ringeisen Werkes. Hier Fortsetzung auf Seite 42 werden ambulante und offene Hilfen für Menschen mit Behin- derung angeboten. Aus kleinsten Anfängen heraus und imVertrau- en auf Gott und gute Herzen, nahm die Geschichte 1884 ihren Beginn. Im Jahr 1884 eröffnete der katholische Priester Domini- kus Ringeisen (1835 bis 1904) im schwäbischen Ursberg eine "Kre- tinenanstalt". Er war damit einer der Pioniere in Bayern, der die Unterstützung für Menschen mit Behinderungen und deren Ange- hörige professionalisierte. Seine Vision war es, die Spiritualität jedes Menschen zu entdecken und sich entfalten zu lassen - ob nun behindert oder nicht, denn jeder Mensch ist kostbar. Damit war Ringeisen seiner Zeit weit voraus. Die ehemalige Reichsab- tei Ursberg des Prämonstraten-

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