Füssener Heimatzeitung Nr. 208

196 Füssener Heimatzeitung Nr. 208 vom August 2021 ches konnte man vierzig Jahre später von dessen Enkel hören, der seine Diener mit seinen pe- dantisch genauen Wünschen oft auch in die Verzweiflung trieb. Nur das Beste Bei den Kunstgegenständen, die Martin von Wagner Ludwig l. aus Rom kaufen sollte, ging es vor allem umMarmorstatuen im grie- chischen Stil. Dabei war Ludwig I. die Qualität der Statuen sehr wichtig. Das war einer der Gründe, warum Martin von Wagner sein absoluter Lieblingsagent war, denn dieser konnte am besten gute von schlecht gemachten Fi- guren unterscheiden. Die Devise, die Ludwig I. an seinen Agenten schickte, war folgende: „Ich zahle gerne einen übertriebenen Preis, aber keinen lächerlichen”. So gab Ludwig I. schätzungsweise zwi- schen 11 und 18Millionen Gulden für seine Kunstsammlung aus. Das entspricht umgerechnet 125 Millionen € oder 200 Millionen €. Dabei muss bedacht werden, dass Ludwig I. den größten Teil davon aus seiner eigenen Tasche bezahlte. Das Leben in Rom Romwar zu dieser Zeit ein Mekka für die europäischen Künstler. Jo- hann Martin von Wagner, der vor seiner Erhebung in den Adels- stand durch Ludwig I. nur Johann Martin Wagner geheißen hatte, lebte in Rom in der berühmten „Villa Malta”. Diese Villa bekam er von Ludwig I. zur Verfügung gestellt. Ein Wunsch des bayeri- schen Königs war es, dass die Villa eine Anlaufstelle für alle deutschen Künstler sein sollte, die sich in Rom aufhielten. Diese konnten dort kostenlos essen, trinken und schlafen. Der König selbst wohnte während seiner Aufenthalte in Rom auch in der Villa Malta. Insgesamt unternahm er sage und schreibe 39 Reisen in die Hauptstadt Italiens. In der Villa sah es wohl so aus, wie man es sich in einem Künstlerwohn- heim vorstellt. Überall lagen leere Weinflaschen herum und die Ti- sche waren bedeckt mit abge- brannten Kerzen. Nur wenn ein Besuch des Königs bevorstand, wurde in der Villa aufgeräumt. Die Arbeit Martin von Wagners bestand vor allem darin, die gro- ßen Palazzi von Romzu besuchen und dort von den Besitzern Kunst- gegenstände abzukaufen. Dabei konkurrierte er immer mit vielen anderen Agenten, die von anderen europäischen Herrscherhäusern geschickt wurden. Vor allem die Agenten der französischen, eng- lischen und preußischen Herr- scher machtenMartin vonWagner das Leben schwer. Die anderen Herrscher waren ebenfalls ver- sessen auf antike Kunstwerke und sorgten so dafür, dass der Kunstmarkt in Rom heiß um- kämpft war.  Der Barberinische Faun. Ein über 2200 Jahre altes Meisterwerk, das Johann Martin von Wagner für Ludwig I. ersteigerte und nach München bringen ließ. Bild: Unknown artist. (https://commons.wikimedia.org/wiki/File: Barberini_Faun_front_Glyptothek_ Munich_218_n1.jpg), „Barberini Faun front Glyptothek Munich 218 n1“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode Fortsetzung von Seite 194

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