Füssener Heimatzeitung Nr. 208

186 Füssener Heimatzeitung Nr. 208 vom August 2021 Der Füssener Leinenweber und Pfarrmesner Mang Seelos (1782 – 1853) hat in seinem „Haus- oder Aufschreibebuch“ über einen Zeitraum von siebzig Jahren (1782 – 1852) wertvolle Informationen über sein Leben und das seiner Familie, aber auch über Geschehnisse in seiner Heimatstadt Füssen schriftlich festgehalten. Er hat ein bewegtes Leben hinter sich, war ein wissenshungriger Mensch, der sich nicht so leicht abspeisen ließ und nicht ohne weiteres die Meinung der Masse annahm. Außerdem war er ein aktives Mitglied in der Verwaltung seiner Gemeinde, bei Besuchen beim König war er mit dabei, mischte sich in Kriegs- geschehnisse ein, und hielt mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg, auch wenn ihm das zum Nachteil gereichte. Das Jahr seines 69. Geburtstages beginnt mit einem schweren Schicksalsschlag, er selbst ist krank und körperlich nicht mehr ganz auf der Höhe. Im Jahr 1852 hören seine Aufzeichnungen auf und im Jahr 1853 stirbt Mang Seelos. Serie: Füssener Geschichte Das Leben des Füssener Leinenwebers und Chronisten Ein Bericht von Uta Creutznacher Schicksalsschlag Anfang des Jahres 1851 Das nun folgende Jahr 1851 fängt für Mang Seelos mit einem schlimmen Schicksalsschlag an. „O! wie gut ist es, daß der Mensch seine Schiksale nicht zum voraus weiß, was die nachfolgende Trau- ergeschichte vom 2ten Januar 1851 zeigen wird.” Die Familie Seelos war dabei, das Heu auf den Heuboden einzubringen. Der Sohn Ambros stand unten, um das Heu einzulegen, die Mutter, Töchter Antonia und Kunegunde Mang Seelos - Teil 11 waren auf dem Boden oben, um das Heu richtig einzulagern. Ku- negundes Aufgabe war es, das Zugseil immer wieder nach unten zu befördern. „Während dieser Arbeit aber geschahe plötzlich der Angstschrei von der Kune- gunde: „Jesus, Maria und Joseph! – Ambros, ich falle!“ – Und leider! lage sie ganz zerstürtzt auf dem Steinpflaster. Arzt und Herr Stadt- kaplan Mayer waren auf der Stelle bei der Unglüklichen.” Leider wa- ren ihre Verletzungen so schwer, dass sie nach drei Stunden ver- starb. „Gott habe sie seelig! Das ware freilich für unser Haus ein äußerst bestürtzter Schlag. Allein, so hat es dem lieben Gott gefal- len. Sein heiligster Name sey ge- priesen in Ewikeit!” Trauerpost dauert mehr als einen Monat Dieser Trauerfall wurde den üb- rigen Geschwistern der verstor- benen Kunegunde schriftlich mit- geteilt und hier erfahren wir nun auch noch einige Details über den Verbleib weiterer Kinder von

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