Füssener Heimatzeitung Nr. 208

149 Füssener Heimatzeitung Nr. 208 vom August 2021 Münzen verschwinden Doch wie kam es zu solchen ge- schichtlichen Ausnahmen? Um das zu verstehen, muss man sich den Verlauf des Ersten Weltkrie- ges anschauen. Der Krieg lief schon zwei Jahre und der Staat benötigte mehr Geld für die Kriegskasse. Um den steigenden Bedarf an Geld zu decken, liefen die Gelddruckmaschinen auf Hochtouren. Doch wie zu erwar- ten, verlor das Geld an Wert und die Inflation stieg an. Zuerst ver- schwanden die Ein-Mark-Stücke aus demVerkehr. Das Silber, wel- ches in einer Münze enthalten war, war deutlich wertvoller als eine Mark. Wenn man also die Münzen als Zahlungsmittel ver- wendete, machte man Minus. Und so bunkerte die Bevölkerung lieber die kostbaren Münzen, an- statt sie zu verwenden. Doch auch die Pfennige verschwanden fast komplett aus dem Handel. Sie enthielten kostbare Rohstoffe, die in der Produktion von Waffen und anderen Kriegsgegenständen dringend benötigt wurden. Fünfer und Zehner enthielten Nickel, in Ein- und Zwei-Pfennigstücken steckte Kupfer. Die Bevölkerung konnte keine Einkäufe und sons- tigen Geschäfte mehr tätigen, weil das Kleingeld vom Markt verschwunden war. So entschied sich auch Füssen im Jahr 1918 dazu, selber Kriegsnotgeld zu drucken. Die Deutsche Reichs- bank, die solche Vorhaben ei- gentlich stoppen sollte, sah sich nicht in der Lage, einzugreifen. Mit Appellen an die Bevölkerung, nicht das Geld zu horten, stießen sie auf taube Ohren. Füssener Kriegsnotgeld Die Stadtverwaltung musste klug gewesen sein, als sie sich 1918 dazu entschied, das Geld zu dru- cken. Denn heute weiß man, dass die besonders schönen Scheine oft auch von Familien als Souvenir aufgehoben wurden. Und jeder Geldschein, der in den Haushal- ten blieb, musste von der Stadt später nicht in echte Mark um- getauscht werden. Also war allen klar, das Geld musste schön aus- sehen. Später gab es Sammler, die nur Notgeld aus den verschie- densten Gemeinden aus ganz Deutschland sammelten. Sogar eine Zeitschrift, die sich nur mit dem Thema „Kriegsnotgeld” be- schäftigte, wurde gegründet. Die Füssener Scheine, die hier zu se- hen sind, haben den Wert von 50 Pfennig. Es gab den identi- schen Schein in Blau und Braun. Im Hintergrund ist der Säuling und das Hohe Schloss zu sehen, vorne ist ein mehrköpfiger Dra- che, der von einem Mann mit Kriegshelm und Schwert bedroht wird. Vermutlich wurde hier an  Magnus stellt sich dem mehrköpfigem Drachen entgegen. Bild: HVB Stiftung Geldscheinsammlung München Fortsetzung auf Seite 153

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