Füssener Heimatzeitung Nr. 208

136 Füssener Heimatzeitung Nr. 208 vom August 2021 In der Füssener Ziegelwies gab es vor einigen Jahren noch viele kleine Läden. Es gehörte zum Heimatgefühl einfach dazu, dass man in seinem nächsten Le- bensumfeld eigentlich alles, was man zum Leben brauchte, besorgen konnte. Dazu gehörten die eigenen Gärten und die netten kleinen Läden, nur ein paar Schritte von zu Hause entfernt. In der Ziegelwies ging es besonders heimatlich zu. Hier kannte jeder einfach jeden, alle waren Einheimische, es wurde geratscht und getratscht, man half sich und hatte ein ganz starkes Gemeinschaftsgefühl. Einen der kleinen Läden von damals betrieb die Familie März in der Ziegelwies- straße. Ein Bericht von Johanna Riemann Serie: Alte Läden aus der Ziegelwies Der kleine Laden der Familie März in der Ziegelwies Konsum 1927 wurde das Haus in der Zie- gelwiesstraße 25 gebaut.Später lebte dort dann die nächste Ge- neration, nämlich Klemens März und seine Frau Kreszentia März. Im Erdgeschoss wurden drei Räu- me an die Ladenkette "Konsum" vermietet. Um 1954 herumwurde noch ein Stück an das Haus an- gebaut, in dem dann ein Selbst- bedienungsladen eingerichtet wurde. Familie März wuchs und der Sohn Ludwig März und The- resia März wohnten mittlerweile auch im Haus. Als der Konsum 1966 aufgelöst wurde, entschied sich Theresia, dort selbst einen kleinen Laden zu betreiben. Frischmilchpumpe Damals waren die Menschen sehr bescheiden, sie wussten durch Damals gab es noch Läden mit Herz und Seele Fortsetzung auf Seite 139 den Krieg, was Hunger ist und die meisten hatten nicht viel Geld. Ohnehin hatte Geld in dieser Zeit für diese Menschen nicht die Be- deutung. Man war einfach froh, dass man lebte, dass man ein Dach über dem Kopf hatte, dass man etwas zu essen hatte. Mit Mühe bekam die Familie März das Geld für eine eigene Frisch- milchpumpe zusammen und konnte diese mit Stolz in ihrem eigenen Laden aufstellen. Eine Woche langmusste Theresia dann nach München zu einer Schulung im Haus der Milch, um dort eine Prüfung abzulegen, um diese Pumpe selber bedienen zu dür- fen. Für die junge Mutter - There- sia hatte zu dieser Zeit zwei kleine Kinder, Dieter, 1958 geboren und Petra, 1965 geboren - war das eine aufregende Fahrt. Wunderschön So baute die Familie März dort einen wundervollen, kleinen La- den auf. Die meisten Sachen be- zog man vomSPAR in Kaufbeuren, z.B. auch die Wurst. Hierfür gab es eine eigene Wurstmaschine und regelmäßig kam der beson- ders strenge Lebensmittelüber- wacher vorbei und kontrollierte, ob diese Maschine auch immer blitzeblank geputzt war. Das Ge- müse kam aus Sonthofen, das Brot vom Füssener Bäcker Eder und die Milch jeden Tag frisch vom Bosch-Milchgroßhandel in Hopferau. Sie hatten auch eine dieser wunderschönen, nostal- gischen Anker-Kassen und ganz neu sogar später Auszeichner mit Etiketten. Natürlich klingelten auch immer wieder die Kinder

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYxMw==