Füssener Heimatzeitung Nr. 208

Das Wort Lebendgem Worte bin ich gut: Das springt heran so wohlgemut, das grüßt mit artigem Geschick, hat Blut in sich, kann herzhaft schnauben, kriecht dann zum Ohre selbst dem Tauben und ringelt sich und flattert jetzt und was es tut, das Wort ergötzt. Doch bleibt das Wort ein zartes Wesen, bald krank und aber bald genesen. Willst ihm sein kleines Leben lassen, mußt du es leicht und zierlich fassen, nicht plump betasten und bedrücken, es stirbt oft schon an bösen Blicken – und liegt dann da, so ungestalt, so seelenlos, so arm und kalt, sein kleiner Leichnam arg verwandelt, von Tod und Sterben mißgehandelt. Ein totes Wort – ein häßlich Ding, ein klapperdürres Kling-Kling-Kling. Pfui allen häßlichen Gewerben, an denen Wort und Wörter sterben Friedrich Wilhelm Nietzsche (* 15. Oktober 1844 in Röcken, † 25. August 1900 in Weimar)  Bilder: Pixabay

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