Füssener Heimatzeitung Nr. 207
So können wir uns die Stimmung am Sterbebett der Schwiegermutter vorstellen. Josef war sicherlich sehr niedergeschlagen. Bild: Israëls Jozef (1824–1911), gemeinfrei meinte „jeder Mann sey so ehrlich denken wie sie selbst”. Was sich allerdings als großer Fehler he- rausstellen sollte. Auf dem Ster- bebett fragten Josef und seine Frau, wem sie denn alles ihr Geld geliehen habe, worauf Veronika nur sagte: „lauter ehrlichen, bra- ven Leuten, sie werden schon kommen zumZahlen”. Sie wollten ihr jedoch keinen weiteren Ver- druss machen, nachdem sie dem Stadtpfarrer eben dieselbe Ant- wort gegeben hatte. Leider hat sich nach ihrem Ableben keiner der Leute mehr gemeldet und die Schulden waren nicht mehr ein- zutreiben und das sehr nötig ge- brauchte Geld endgültig verlo- ren! Die tragische Ironie der Reichen Es war in allen Landen in ganz Deutschland und auch in Füssen in den Jahren um 1770 eine er- bärmliche Getreidenot. Mancher- orts wurde Brot aus purem Hafer oder Erdäpfeln gebacken, um zu überleben. Der Hunger regierte das Land und jeder, der etwas zu essen hatte, war König und diese Leute nutzten ihre Position Fortsetzung auf Seite 48 gegenüber den Armen gnadenlos aus. „Da hörte man den Jammer und das erbärmliche Heinen und Lärmen der armen und mittel- mäßigen Bürger mit ihren Kin- dern”, so Josef Schmid. Viele Bür- ger besaßen noch etwas Silber- gerät und alte Schatzgelder, all das floss nun ins Welschenland (Italien und Frankreich), denn hier hatten die Kornhändler noch etwas mehr Getreide und eine bessere Ernte. Ein Bekannter von Josef war ebenfalls Kornhändler und wurde durch die Hungersnot
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