HZ 206 König Ludwig Sonderausgabe
92 Füssener Heimatzeitung Nr. 206 vom Juni 2021 / II Die Hochzeit der Königin Marie von Bayern Es gibt nur sechs Bayerische Könige und Königinnen gibt es sogar nur vier. Die Königin, die ammeisten noch in den Herzen des Volkes lebendig ist, ist Königin Marie von Bayern, die Mutter von König Ludwig II. von Bayern. Aber um Königin und Mutter zweier Könige zu werden, musste sie zuerst einmal den Bayerischen Kronprinzen und späteren König Maximilian II. von Bayern heiraten. Und wie es dazu kam, das erzählt die nachfolgende Geschichte, die viel Märchenhaftes in sich trägt. Ein Bericht von Elisabeth Wintergerst Serie: König Ludwig II. von Bayern u Königin Marie als Berg- steigerin. Bild: gemeinfrei Eine Protestantin Heutzutage geht es kaum noch um Glaubensbekenntnisse. Bis vor einer Generation war dies je- doch noch völlig anders. Da gab es in Bayern hauptsächlich Ka- tholiken und die Evangelischen waren eine Minderheit, die man für seltsame Sonderlinge hielt. Umso verwunderlicher ist es, dass schon die erste Bayerische Kö- nigin, Caroline Friederike Wilhel- mine von Baden, eine Protestan- tin war. Caroline hatte sich in ih- rem Heiratsvertrag extra einen protestantischen Prediger für ihre Stellung als Kurfürstin und spä- tere Königin zusichern lassen. Die erste evangelische Gemeinde in München bestand aus Caroline und ihren rund 150 evangelischen Hofangestellten. Bis zum Jahre 1801 besaßen Protestanten in München kein Bürgerrecht! Und das Schicksal wollte es, dass noch eine weitere Protestantin Königin von Bayern werden sollte - Königin Marie von Bayern. Kronprinz Maximilian Maximilian war auf seiner Braut- schau weit gereist. Man sagte ihm nach, er habe „wundgelau- fene Freiersfüße”. So kam er auch nach Preußen und interessierte sich für Elisabeth von Preußen, die ältere Schwester von Marie. Elisabeth von Preußen heiratete jedoch 1836 Prinz Carl von Hessen und bei Rhein. Prinz Wilhelm, Vater der preußischen Elisabeth, war von demGedanken einer Ein- heirat in das bayerische Königs- haus sehr angetan gewesen. Kronprinz Maximilian lernte die Preußischen Prinzessinnen Eli- sabeth und Marie (sie war damals fünf Jahre alt) schon 1830 kennen, als er in Berlin studierte. Am 31. Dezember 1841 bat dann Kron- prinz Maximilian von Bayern offi- ziell um die Hand der gerade sechzehnjährigen Prinzessin Ma- rie. Das Brautwerbungsschreiben überreichte der königlich baye- rische Gesandte in Berlin, Graf von Lerchenfeld. Maximilian schrieb darin: „Die lebhafte Zu- neigung, welche Ihre Königliche Hoheit, die Prinzessin Marie von Preußen, mir vom ersten Augen- blicke unserer Bekanntschaft an eingeflößt, hat in mir den sehn- lichen Wunsch erregt, ein christ- liches Ehebündnis mit derselben zu schließen.” Eine märchenhafte Geschichte Fortsetzung auf Seite 94
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