HZ 206 König Ludwig Sonderausgabe

76 Füssener Heimatzeitung Nr. 206 vom Juni 2021 / II Marie von Preußen, die Mutter von König Ludwig II. von Bayern, fühlte sich in Bayern und in den Alpen ausgesprochen wohl. Mancher Bayer wird sich fragen, wie kann das passieren, dass genau eine preußische Frau die „erste Bergsteigerin Bayerns” geworden ist. Begeben wir uns auf Spurensuche ... Warum eine Preußin sich in den Alpen so wohl fühlte und wie ihre Heimat ihr hinterher gewandert ist Ein Bericht von Otto-Attila Piepenburg Serie: König Ludwig II. von Bayern Marie ist sehr lustig Marie kam am 15. Oktober 1825 imBerliner Stadtschloss an einem Sonntag auf die Welt. Sie war die Jüngste von sieben Geschwis- tern und somit Nesthäkchen der Familie. Marie war eine Prinzessin von Preußen und hieß mit ge- samten Namen Friederike Fran- ziska Auguste Marie Hedwig. Sie wurde durch Heirat Königin von Bayern und war die Mutter König Ludwig II. von Bayern. Ihre Eltern waren PrinzWilhelm von Preußen (1783–1851) und seine Gemahlin Marianne von Hessen-Homburg (1785–1846). Die ersten Jahre lebte die Familie in Berlin und später einige Jahre in Köln und Mainz. Marie war der Liebling der Familie, ihr Bruder Waldemar schrieb: „Mariechen ist in der letzten Zeit sehr gewachsen und kann schon ziemlich viel spre- chen. Marie ist sehr lustig, sie hat jetzt einen kleinen Locken- kopf.” In der Familie und am Hof war ihr Kosename „Engel”. Der goldene Käfig Die Mutter von Marie, Marianne, konnte Berlin nicht leiden und bezeichnete Berlin als ihren „gol- denen Käfig”. Die Familie suchte einenWeg aus diesem Käfig, aber nur so weit, wie es die adligen Verpflichtungen zuließen. Ehe- mann von Marianne und Vater von Marie, Prinz Wilhelm von Preußen, war der jüngste Bruder Friedrich Wilhelms III. Somit war er soweit von der Regentschaft entfernt, dass er einen Teil des Jahres nicht in Berlin sein musste, sondern mit seiner Familie in die- ser Zeit ein ungezwungenes Le- ben führen konnte. Er entschied sich, bereits drei Jahre vor Maries Geburt, im lieblichen Hirschberger Tal des Riesengebirges ein Schloss zu erwerben. Diese Ent- scheidung, das Wasserschloss Fischbach in Schlesien zu kaufen, sollte das ganze Leben von Marie prägen. Normalerweise ist eine preußische Prinzessin eher von der Norddeutschen Tiefebene ge- prägt als von Bergen und ländli- cher Kulisse. Die Mutter verliebte sich in den Ort Die Familie, vor allem Marianne, die Mutter von Marie, verliebte sich in den Ort und in das Schloss. Im Sommer konnte die Familie endlich Berlin entfliehen und in ihre geliebte Sommerresidenz in Fischbach ziehen. Die Aufenthalte im Sommersitz der Familie wur- den Stück für Stück weiter aus- gedehnt. Zu guter Letzt dauerten die „Sommerausflüge” über den Herbst bis in den Winter, manch- mal sogar bis kurz vor Weihnach- ten. Die Mutter von Marie liebte die Stille und das Leben in der Nähe der Natur, sie liebte auch das einfache Leben des Dorfes und sie stand in engem Kontakt mit den Bewohnern des Dorfes Fischbach. Dort unterstützte sie die Armen im Dorf und ließ Be- dürftigen Unterstützung zukom- Fortsetzung auf Seite 78

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYxMw==