HZ 206 König Ludwig Sonderausgabe

196 Füssener Heimatzeitung Nr. 206 vom Juni 2021 / II Geschenke Wenn Ludwig II. befürchtete, dass seine Briefe geöffnet wurden, dann gab er seine Post lieber beim Postmeister in Reutte auf. Die Königsfamilie schätzte die Entfaltungsmöglichkeiten, die ih- nen das Außerfern bot, sehr. Und in königlicher Weise war die Kö- nigsfamilie auch freigiebig. So gibt es noch heute viele Geschen- ke der Königsfamilie, die in hohen Der König kommt! Die bayerische Königsfamilie liebte das Außerfern. Nicht nur, weil es dort wun- derschön ist, sondern auch weil es dort Freiheiten und Zwanglosigkeiten gab, die Bayern nicht gestattete. Von dieser Lebenslust, die sich im Außerfern entfalten durfte, profitierte besonders Königin Marie, die Mutter von König Ludwig II. In Vils durfte sie buttern und ackern, in Musau durfte sie bergsteigen. Marie ist glücklich über diese einfachen Arbeiten, die natürlich „unter ihrer Würde“ sind, ihr aber trotzdem eine tiefe Befriedigung schenken. Ein Bericht von Elisabeth Wintergerst Ehren gehalten werden, sei es in Vils oder in Elbigenalp. Da gibt es Porzellan oder Uhren, kleine Kostbarkeiten, die bis heute im Familienbesitz sind. Und alle Her- zen flogen der bayerischen Kö- nigsfamilie zu! Der König kommt! Durch Annemarie Gigl aus Reutte ist eine kleine Geschichte aus Heiterwang überliefert, in der sich die Verehrung der Königsfa- milie durch die Außerferner spie- gelt. Ihr Großvater Heinrich Gigl wurde in Heiterwang am 13. Juli 1871 geboren. Er erinnerte sich, dass in der Zeit, als er in Heiter- wang die Volksschule besuchte, öfter gerufen wurde: „Der König kommt!“ Dann liefen alle Schüler an die Straße. Zusammen mit den Leuten, die in der Nähe wa- ren, stellten sich alle Schulklas- sen links und rechts der Straße auf und verbeugten sich tief, wenn König Ludwig II. von Bayern in seiner Kutsche vorbeifuhr. Es hieß, man dürfe dem König nicht ins Gesicht schauen. Doch Hein- rich Gigl ließ es sich nicht neh- men, doch seinen Blick auf den König zu richten. „Ein wirklich schöner Mann“, schwärmte er über Ludwig noch im hohen Alter. Heinrich Gigl wurde sehr alt, mit 92 Jahren starb er am 16. Februar 1964. Heiterwang liegt an der Straße hinauf zum Fernpass. Vermutlich war der König auf der Durchreise zumSchloss Fernstein. Dort wur- den zur gleichen Zeit in alle Fens- ter Kerzenlichter gestellt, um den König zu begrüßen. ■ p Heiterwang auf einer alten Postkarte. Bild: Privat Serie: König Ludwig II. von Bayern

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