Füssener Heimatzeitung Nr. 205

61 Füssener Heimatzeitung Nr. 205 vom Juni 2021 / I Riten in Verbindung mit dem Tod Die religiöse Volkskunde kennt bei allen Völkern eine Vielzahl von Totenbräuchen und -kulten. Da schwingt die Angst und die Ungewissheit vor dem Tod, teils aber auch fatalistische Ergeben- heit mit. Magische Vorstellungen und Dämonenfurcht sind eben- falls zu spüren. Unweigerlich stellt der Tod die Frage nach dem Sinn des Lebens. Wie ist diese andere, fremde Welt, in welche die Men- schen nach dem Tod übertreten? Vielfältig und zahlreich waren einstmals auch im Außerfern Kult und Brauchtum rund um den Tod. Die Totenbräuche unterlagen im Lauf der Jahrhunderte immer wie- der Wandlungen und Verände- Die Ehefrau von Karl Reiser war aus demAußerfern und so konnte er auf deren Beziehungen und Erinnerungen zurückgreifen. Der fast vergessene Heimatforscher des Tannheimer Tales, Volksschul- direktor Anton Anranter, schrieb 1926 in den Tiroler Heimatblät- tern: "In den Nachbarorten von Reutte bestand bis vor kurzem oder besteht heute noch die Sitte, daß man ein Brett, auf dem der Tote gelegen hatte, hernach be- malen und mit dem Namen, dem Geburts- und Sterbedatum ver- sehen ließ und es dann an einem Baum neben der Straße, bei einer Feldkapelle oder neben einem Fußweg in der Nähe des Dorfes  Totenbrettgruppe bei Regen im Bayerischen Wald. Bild: wikipedia gemeinfrei rungen, wobei das Christentum eine wesentliche Rolle spielte. Die heutige nüchterne Zeit kennt nur noch wenige der einstigen zahlreichen Bräuche. Der Großteil ist vergessen oder lebt nur noch in der Erinnerung alter Menschen, der Volkskundler und Chronisten in ihren Aufzeichnungen weiter. Die Totenbretter Als vielleicht erster wies der be- kannte Sagen- und Brauchtums- forscher Karl Reiser, der in seinen Forschungsarbeiten auch das Au- ßerfern miteinbezog, 1894 in sei- nem Werk "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" auf diesen frommen Brauch in der Umgebung von Reutte hin. Fortsetzung auf Seite 62

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