Füssener Heimatzeitung Nr. 204

182 Füssener Heimatzeitung Nr. 204 vom Mai 2021 „Ehe der Hahn schreit, wirst du mich drei Mal verleugnen.” So prophezeit Jesus seinem Jünger Petrus und sollte damit recht behalten, obwohl der Apostel Petrus dies zunächst vehement abstreitet. Der Hahn ist das Sinnbild des Morgens und des Erwachens schlechthin. Denn stolz präsentiert sich der Hahn nicht nur seinen Hennen, sondern er kräht auch so lange, bis alle - sogar die Langschläfer - aus den Federn sind. Der Hahn ist allgemein ein Sonnen- und Feuersymbol. Sein Krähen bei Sonnenaufgang steht für Wachsamkeit, und für den Sieg des Lichts über die Finsternis. Somit ist er ein Symbol des wiederkeh- renden Lebens und galt bei den Germanen auch als Seelenführer. Wegen seiner Streitlust steht er zudem für Kampf und Mut. So spricht man gern von Streithähnen, wenn es um Menschen geht, die sich am liebsten gleich bei der Gurgel packen würden. Wegen seiner Potenz ist der Hahn ein Repräsentant der Fruchtbarkeit. Ein Bericht von Elisabeth Wintergerst Serie: Mythologie der einheimischen Vögel  Der Herr der Hühner. Bild: Pixabay Die nordischen Sagen Widofnir, auch Vidofnir, ist der Hahn der nordischen Mythologie, der auf dem Baum Mimameid sitzt, einer Entsprechung desWel- tenbaums Yggdrasil. Er ist von goldener Farbe und leuchtet wie ein Gewitter. Als nahezu unsterb- licher Wächter wacht er über die Unversehrtheit dieses Welten- baums. ImMythos Widofnirs be- wachen die Hunde Gif und Geri den Zugang zu einer Frau namens Menglöd, die vielleicht mit der Göttin Freya gleichgesetzt werden kann. Als Mensch gelangt man nur zu ihr, wenn man an den Hunden vorbeikommt. Dazumuss man sie ablenken, indem man ihnen die zwei gebratenen Flügel Widofnirs zum Essen gibt. Eine nahezu unlösbare Aufgabe, denn dazu wiederum benötigt man eine besondere Waffe von Gott Loki. Wetterhahn und Wecker

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