Füssener Heimatzeitung Nr. 203

147 Füssener Heimatzeitung Nr. 203 vom April 2021 Fortsetzung auf Seite 148 Herkunft Über die Eltern heißt es in einem alten Heiligenlexikon: „Ihre Eltern waren Matthias Höß, ein Leinweber und Bürger dieser Stadt, und Luzia Hörmann, die Tochter eines Chirurgen oder Bar- bierers aus Füssen, beide fromm und gottesfürchtig, und eben des- halb trotz ihrer Armut von ihren Mitbürgern allgemein geliebt und geachtet. Der Vater war ein vor- züglicher Verehrer des bittern Lei- dens und Sterbens Jesu und hatte zum Andenken daran häufig bit- tere Pillen oder Kräuter imMunde, die er auch unter seine kärgliche Mahlzeit mischte, um sich im Hinblick auf das Leiden des Herrn in der Abtötung zu üben. Die Mutter zeichnete sich durch Wer- ke der Liebe gegen Arme und Kranke aus, indem sie ihre im elterlichen Hause erlernten me- dizinischen Kenntnisse benüt- zend, denselben umsonst Arz- neien, Verbände und anderes der Art bereitete. Um dem Gekreu- zigten das Opfer ihrer Nachah- mung und Liebe darzubringen und die Sinnlichkeit gänzlich zu ertödten, vermischte auch Anna (später Kreszentia) schon im kind- lichen Alter nach dem Beispiele ihres Vaters ihre Speisen mit bit- tern Säften, und entzog sich jede Nahrung, die zur Erhaltung ihres Lebens nicht unumgänglich nötig war, um sie mit Erlaubnis ihrer Eltern den Armen zukommen zu lassen, in denen sie ihren Heiland liebte; auch legte sie, in heiligem Verlangen, dem himmlischen Bräutigam allein anzugehören, schon in ihrem 6. oder 7. Jahre das Gelübde der Keuschheit ab.” Die Mutter kam aus Füssen Luzia Höß, geb. Hörmann war eine Füssenerin. Doch leider steht ihr Geburtshaus, die Schwangau- er Str. 9, nicht mehr an der ur- sprünglichen Stelle, denn eine Straßenverbreiterung im Jahre 1930 erforderte den Abbruch. Das Haus hatte früher die alte Hausnummer 231 und war ein Lehen des Hochstifts Augsburg. Die erste urkundliche Erwähnung ist im Jahre 1557. Es ist ein Caspar Hörmann genannt, der von Beruf Bader ist. Dies ist der Ururgroß- vater von Kreszentia. Es folgt 1576 Wolfgang Hörmann, ebenfalls Ba- der und 1613 Caspar Hörmann. Möglicherweise hatte Caspar Hör- mann nur Töchter. Denn nun wechselt der Familienname des Besitzers. 1666 gehört die Schwangauer Straße 9 einem An- dreas Haimb, von Beruf Bader und einem Andreas Kögel, der ein Färber war. Eine Vision AmAnfang der Berufung von Anna stand eine Vision: Der Vierzehn- jährigen war ihr Schutzengel er- schienen, hatte ihr ein Franzis- kanerinnen-Habit gezeigt und be- teuerte, darin liege ihre Berufung. Man wollte Anna aber zunächst nicht ins Kloster aufnehmen, weil sie keine Mitgift einbringen konn- te. Erst als der evangelische Bür- germeister von Kaufbeuren dem Kloster der Franziskanerinnen ein  Zelle der Kreszentia im Kloster Kaufbeuren. Bild: Postkartensammlung Elisabeth Wintergerst

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYxMw==