Füssener Heimatzeitung Nr. 201

lien stationiert. Eigentlich hatte er sich als Sanitäter angeboten, aber davon gab es schon genug, daraufhin bewarb er sich als Fran- zösisch-Dolmetscher, aber auch von diesen gab es schon genug. Und so blieb nur ein Dolmet- scherjob in Italien übrig. Sein Sohn, Hans-Jörg, erzählt: “Wenn mein Vater erzählte, wie er dann zum Dolmetscherjob in Italien kam, huschte ein verschmitztes Lächeln über sein damals sonst eher sorgenvolles Gesicht. ‘Da habe ich einfach gelogen und gesagt, ja, kann ich auch.’ Und weil er ja sehr sprachbegabt war, lernte er es auch schnell.” Die Ewigkeit des Schönen und Göttlichen In dieser Zeit hielt er seine Ein- drücke in einem persönlichen Ta- gebuch fest, das er später unter dem Titel “Italienische Augenbli- cke” veröffentlichte. Eigentlich ein sehr humorvolles Werk, in dem er vor allem die liebenswer- ten Schwächen und kleinen und großen Kümmernisse der ihm be- gegnenden Menschen skizziert. Der Krieg ist dabei eher Neben- sache und wird nur am Rande erwähnt. Immer steht im Mittel- punkt von Jörg Modlmayrs Werk und Erleben die Ewigkeit des Schönen und Göttlichen, die auch durch das Zersplittern der Ge- schosse nicht wirklich zerstört werden kann. All das kann geheilt werden. Es ist, als wolle er sagen: Kriege kommen und gehen, aber Gottes Werk währt ewig und ist allein würdig geschildert zu wer- den, nicht der Menschen Zerstö- rungswut. Mit seinem Italienisch rettet er viele Bauern Es gibt aber doch noch die eine oder andere Kriegsgeschichte von Jörg Modlmayr, die vor allem sei- nen menschlichen Charakter als Soldat deutlich beschreibt. Hans- Jörg, sein Sohn, weiß noch fol- 86 Füssener Heimatzeitung Nr. 201 vom Februar 2021 Fortsetzung auf Seite 91 Kurz vor Kriegsende machte er sich aus dem Staub und “wanderte” als Fahnen- flüchtiger über die Alpen, an den SS-Posten unten in den Tälern vorbei, nach Norden. Vor einer der vielen Sperren suchte er Zuflucht in einem Bauernhaus und entledigte sich dort seiner Uniform und ab da war er fahnenflüchtiger Zivilist. Wäre er erwischt worden, hätte man ihn standrechtlich erschossen. Jörg Modlmayr Ein Bericht von Monika Philipp Serie: Füssener Persönlichkeiten Kriegsjahre Statt Sanitäter Dolmetscher Jörg Modlmayr war im Krieg von 1943 bis 1945 als Dolmetscher der Deutschen Wehrmacht in Ita- Teil 2  Einziges Foto von Jörg Modl- mayr als Soldat. Bild: privat

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