Füssener Heimatzeitung Nr. 200

182 Füssener Heimatzeitung Nr. 200 vom Januar 2021 / III Den Waldrapp als einheimischen Vogel zu bezeichnen ist etwas gewagt. Mit seinem langen gebogenen Schnabel, seiner schwarzen Halskrause und seiner punkigen Frisur auf dem geierähnlichen Kopf zählt der Waldrapp sicher zu den skurrilsten Vögeln. Bis ins 17. Jahrhundert war der Ibisvogel auch in Bayern und Österreich heimisch. Doch dann wurde er ausgerottet. Heute zählt der Waldrapp zu den am stärksten bedrohten Vogelarten weltweit. Trotzdem ist der seltene, fast ausgestorbene Vogel ein Teil unserer Mythologie. Er ist unheimlich und exotisch zugleich. Dem Artenschutz des Waldrapps in Bayern wird heutzutage viel Aufmerksamkeit geschenkt. Ein Bericht von Elisabeth Wintergerst Serie: Mythologie der einheimischen Vögel  Ein Waldrapp im Wiener Zoo. Bild: Wikipedia, Robert Töbler, Bild: Pixabay Das Ach der Ägypter wird als Waldrapp imaginiert Gemäß dem ägyptischen Toten- glauben bewohnen Ba und Ka den menschlichen Körper. Ge- meinsam mit dem Ach werden alle drei Wesen als „Seelenwe- zende Lebenskraft, die in Statuen und Wandbildern weiterleben kann, wenn das Bildnis in un- mittelbarer Nähe zum Toten auf- gestellt und dem Ka fortwährend regelmäßig ein Opfer dargebracht wird. Der Ach hingegen wird dem Menschen nicht mit seiner Geburt mitgegeben, der Verstorbene muss sich die Ach-Kräfte erst an- eignen und selbst ein Ach wer- den. Daher ist ein Ach weder „gut“, noch „böse“, er verfügt über keinerlei eigenes Moralemp- finden. Dieses ist von der Gutar- tigkeit/Bösartigkeit des Verstor- benen zu dessen Lebzeiten ab- hängig. Das Werden zu einem Ach Im Alten Ägypten gehörte es zu den höchsten Bestrebungen des Menschen, nach dem Tod zu ei- nem „reinen Ach“ zu werden. Dieses Bedürfnis gründet auf der Hoffnung, im Jenseits eine Art von Auferstehung zu erfahren und in unsterblicher, vergöttlich- ter Form weiter zu existieren. Um ein Ach werden zu können, muss- Hexenvogel Waldrapp sen“ verstanden, die erst ihre ei- gene Macht entfalten, wenn der Träger verstirbt. Während der Ba als eigentliche Seele angesehen wird und nach Verlassen des Kör- pers immer wieder zu diesem zu- rückkehrt, ist das Ka die schüt-

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