Füssener Heimatzeitung Nr. 199

46 Füssener Heimatzeitung Nr. 199 vom Januar 2021 / II - Wurde von Dr. Bernhard von Gudden wirklich eine Totenmaske abgenommen und wann ge- schah das? - Wer hat sie abgenommen? - Wo befand sie sich nach der Abnahme? - Wann, wo und auf welche Weise wurde die To- tenmaske entdeckt? - Auf welchem Weg kam sie nach ihrer Abnahme in den Besitz des Städtischen Museums Rosen- heim? - Warum blieb ihre Existenz 125 Jahre unbekannt? - Ist die Totenmaske wirklich Guddens Totenmaske oder die einer anderen Person? Die erste Frage, die ich mir stellte, lautete: Wurde von Dr. Bernhard von Gudden überhaupt eine Totenmaske abgenommen? Folgende Notiz fand ich in der „Münchner Allge- meinen Zeitung“ vom 15. Juni 1886: „Wie uns mitgeteilt wird, wurden gestern Abend [14. Juni 1886] in Schloss Berg durch die HH. Bild- hauer Hautmann und Hofgipsformer Adolf Mahr die Gipsmaske des Gesichts weiland König Ludwigs II. abgenommen, sowie dessen rechte Hand ab- geformt. Des Weiteren ist auch die Totenmaske des Obermedizinalrats Dr. von Gudden durch die Genannten abgenommen worden. - Herr Bildhauer Hautmann wird, wie wir hören mit Hilfe der Toten- masken die Herstellung einer Büste weiland König Ludwigs II. sofort und eine solche des Obermedi- zinalrats Dr. von Gudden in der Folge in Angriff nehmen.“ Nach dieser Presseinformation wurde also nicht nur von Ludwig II., sondern auch von Dr. Bernhard von Gudden eine Totenmaske abgenommen. Doch wer hatte die Totenmaske wirklich abgenommen? Bei weiteren Recherchen kam folgendes zutage: Der Pfleger Bruno Mauder, der in Schloss Berg Dienst hatte, nennt Ludwigs ehemaligen Lehrer, den Kunsthistoriker und Zeichner Karl Trautmann. Dieser sei am 14. Juni gegen Abend [etwa 18.00 Uhr] aus München gekommen. Vier Stallbedienstete hatten des Königs Leichnam soeben die Treppe hinuntergetragen und unten in den Sarg gelegt. Nachdem der König eingesargt und der Sarg mit Blumen geschmückt war, kam Trautmann, um die Totenmasken abzunehmen. „Ich machte den Sarg von den Blumen wieder frei“, so berichtete Mauder, „öffnete den Sarg und war Trautmann dabei [bei der Abnahme der Totenmaske] behilflich. Nach 25 Minuten war er fertig.“ Bruno Mauder reinigte anschließend Gesicht und Hand des Königs und verschloss den Sarg wieder. Hatte es sich bei Mauders Aussage womöglich um einen Hörfehler gehandelt und war statt Trautmann nicht vielmehr der Bildhauer Johann Nepomuk Hautmann gemeint? Nicht nur in der „Münchner Allgemeinen Zeitung“ wurde dessen Name erwähnt, sondern auch von Fortsetzung von Seite 44

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