Füssener Heimatzeitung Nr. 199
113 Füssener Heimatzeitung Nr. 199 vom Januar 2021 / II war und aus Untersberger Marmor bestand. Das Kalkgestein ist durch eine roséfarbene Struktur charakterisiert und ein historisch geprägtes Bildhauer- und Deko- rationsgestein. Am 19. Juni 1910 enthüllte Prinzregent Luitpold das Kunstwerk über der Isar. Ein dunkles Kapitel der Geschichte Nur gute drei Jahrzehnte über- lebte die Bronzefigur Ludwigs II. unbescholten. 1942 wurde die Skulptur von den Nationalsozia- listen eingeschmolzen und zu Kriegswaffen weiterverarbeitet. Dabei ist der bayrische König wohl einer der wenigen Monar- chen, der dieser sogenannten p Dies ist ein Entwurf für die landschaftsarchitektonische Gestaltung des neuen Denkmals aus der Vogelperspektive. Bild: Baureferat München „Metallspende des deutschen Volkes“ zum Opfer fiel. Da einige Handelswege innerhalb des Kriegsgeschehens boykottiert wa- ren, wurde die Sammlung und das Einschmelzen von inländi- schen Rohstoffen zur Weiterver- arbeitung veranlasst. Dabei blieb nur der Kopf des Königs erhalten und wurde anonym aus Hamburg an die Stadt München zurückge- sendet. Es wird vermutet, dass vielleicht ein Arbeiter diesen ge- rettet hat. In Forscherkreisen kur- siert die Theorie, dass die ho- mophobe Einstellung der Natio- nalsozialisten zu diesem grau- samen Akt der Entwürdigung Lud- wigs führte. Die rassistische und sozialdarwinistische Ideologie beinhaltet vor allem die Diskri- minierung von Minderheiten und damit auch von homosexueller Orientierung. Eindeutige Belege für eine Homosexualität Ludwigs II. existieren nicht, jedoch lässt sich vermuten, dass vor allem sein Schönheitsideal an Männer gebunden war. Man könnte es auch differenzierter betrachten: Ludwigs Begehrensstruktur ließ sich nicht in eine klassische Ka- tegorie einordnen, sondern sein Sinn für Ästhetik und Schönheit stellt eine ganz eigene feine Ni- sche dar, die sich mit unserer herkömmlichen und oftmals ein- geschränkten Sichtweise nicht beschreiben lässt. Fortsetzung auf Seite 114
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