Füssener Heimatzeitung Nr. 196

Füssener Heimatzeitung Nr. 196 vom November 2020 Fortsetzung von Seite 97 Abend zu haben. Beim Preis von 1,40 Mark für eine Halbe Bier konnte man sich drei Halbe kau- fen und sogar noch 80 Pfennig Trinkgeld geben. Das reichte voll- kommen für einen feuchtfröhli- chen Abend. Schlager der Woche Die beliebteste Musikwar damals unangefochten der deutsche Schlager. Jeden Freitagabend wur- den im Bayerischen Rundfunk die beliebtesten Schlager der Wo- che präsentiert. Schnell mussten strömten am Wochenende scha- renweise die Leute nach Pfronten in den „Fuchsbau”, um sich zu vergnügen. Im ersten Stock des Cafés heizte dann die berühmte Fuchs-Band ein. Die Besetzung war Helmut Böck am Bass, Alfred Sauter an der Gitarre, Rudolf Mey- er am Klavier und Karl Manhard am Schlagzeug. Der Kaffeehaus- besitzer Willi Fuchs legte aber immer noch großenWert auf gute Sitten. Es herrschte Krawatten- zwang und die Damen wurden mit: „Darf ich bitten” oder „Sie gestatten” zum Tanz aufgefor- dert. Tanzen wird zu swingen Ein typischer Samstagabend be- gann im Fuchs um 17 Uhr mit ei- nem Tanztee. Dazu wurde klas- sische TanzmusikwieWalzer oder Foxtrott gespielt. Erst ab halb elf erlaubte es der alte Cafétier der jungen Band, die schon den gan- zen Abend darauf brannte, wil- dere Musik zu spielen. Die guten Sitten wichen, jüngeres Publikum beherrschte die Tanzfläche und gerne wurde Swing gespielt und Boogie-Woogie getanzt. Helmut Böck, der Bassspieler der Fuchs- Band erinnert sich, dass die Tanz- abende früher die einzige Mög- lichkeit waren, jemand anderes kennenzulernen. „Junge Mädchen wurden damals von ihren Eltern wie Schätze gehütet. Oft war es sogar so, dass die Mütter ihre Töchter zu den Tanzabenden be- gleiteten.” Trotz der elterlichen Hürden entstanden viele Liebes- paare. Als Böck nach dreißig Jah- ren noch einmal in der alten Band-Besetzung im Fuchs spielte, kamen viele verheiratete Paare auf ihn zu und sagten, dass sie sich im Café Fuchs kennengelernt hätten. dann die Füssener Musiker die Texte abschreiben und sich die Melodien merken. Die Musik, die dort im Radio kam, war nämlich die, die sich das Publikum am nächsten Tag in den Lokalen wünschte. Angesagtes Tanzlokal Was in Füssen das Kur-Café war, war in Pfronten in noch viel grö- ßerer Ausführung das Café Fuchs. Es hieß, dass es von Garmisch bis Oberstdorf kein beliebteres Tanzlokal gab. Aus Kempten, Ulm und natürlich auch aus Füssen  Rudolf Meyer am Klavier. Bild: Privat

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