Füssener Heimatzeitung Nr. 196

67 Füssener Heimatzeitung Nr. 196 vom November 2020 Die Familienangehörigen durften unter Todesstrafe nicht mehr in den Sippengräbern bestattet wer- den. Sie mussten auf den christ- lichen Friedhof gelegt werden. Es wurde ferner bei Todesstrafe verboten, an den Gräbern be- stimmte Bräuche auszuführen und auch Bonifatius verbietet Opfer für die Toten oder bei den Gräbern. Im Berliner Museum gibt es ein Tonköpfchen aus dem 4. oder 5. Jahrhundert mit der Runeninschrift „Fulgia“, das heißt Folgegeist, Sippengeist. Alles die- ses suchte die Kirche auszurotten, leider oftmals mit Erfolg. Die Vorfahren sind wichtiger als der Himmel Wie stark auch noch in der Um- bruchszeit dieser Glaube war, zeigt die Erzählung über den Frie- senhäuptling Radbod, der – als er schon an der Taufschale stand – fragte, wie es mit seinen Vor- fahren sei, ob die auch imHimmel seien, wohin er ja nun nach der Taufe kommen würde. Als ihm daraufhin erklärt wurde, seine Vorfahren seien als Ungetaufte selbstverständlich in der Hölle, zog er seinen Fuß vomTaufbecken zurück und erklärte, dann wolle er – gleichgültig wie es da aus- sehe – lieber nach dem Tode mit seinen Ahnen zusammen sein. Er erklärte, er könne auf die Ge- sellschaft seiner fürstlichen Vor- fahren nicht verzichten, nur um mit einer kleinen Schar unbe- deutender Begleiter im Himmel- reich zu sitzen.“ ■  Wie sehr müssen sie sich geliebt haben. In dem innig- lichen Blick der Frau sieht man so viel Wärme. Bild: Gerson Rodriguez auf Pixabay  Die Schönheit dieser Komposition aus weiblicher Hüterin und Urne ist berührend. Bild: Richard Mcall auf Pixabay

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