Füssener Heimatzeitung Nr. 196

30 Füssener Heimatzeitung Nr. 196 vom November 2020 Die Eule löst bei uns Faszination und gleichzeitig Angst aus. Sie wurde verehrt oder gefürchtet, bewundert oder verfolgt. Sie ist Sinnbild für Gut und Böse. Die Eule stellt sich daher in Mythos, Volksglauben und Symbolik aller Völker und über alle Zeitepochen in vielen widersprüchlichen und abergläubischen Bildern dar. Die älteste bekannte Darstellung einer Eule fand man in der Grotte Chauvet im französischen Département Ardèche. Die Felszeichnungen aus der Eiszeit zeigen neben vielen anderen Tieren als einzigen Vogel einen Uhu. Eine weitere gesicherte Eulenzeichnung stammt aus der altsteinzeitlichen Höhle von Trois Frères in der Pyrenäenregion in Südfrankreich. Dort fand man neben Zauberern, Bisons und Wildeseln auch deutlich die Umrisse eines Schneeeulen-Pärchens mit seinen Jungen abgebildet. Abbildungen von Eulen in der Jungsteinzeit findet man z.B. in den großen Megalithgräbern, hier auf Schiefertäfelchen aus einem Ganggrab in der Provinz Alentejo in Portugal. In Ägypten stand eine Eule als Hieroglyphe für den Buchstaben M - Eulen waren bei den Ägyptern auch Sendboten aus dem Reich der Toten. Ein Bericht von Elisabeth Wintergerst Serie: Mythologie der einheimischen Vögel Die Augen der Eule Eulen unterscheiden sich von an- deren Vögeln durch die starr nach vorne gerichteten Augen. Da sie außerdem die Augenlider - wie wir Menschen - von oben nach unten über den Augapfel ziehen können, erscheint uns ihr Gesicht sehr menschlich. Die Eule faszi- niert uns daher sehr. Da sie uns ähnlich ist, schreiben wir ihr einen Teil unserer eigenen Intel- ligenz und damit Weisheit zu. Die Eule wird daher häufig als Symbol der Weisheit mit Doktor- hut und Talar oder auch auf Bü- chern sitzend dargestellt. Viele Schulen, Universitäten, Biblio- theken, Buchhandlungen und  Die Augen einer Schneeeule. Bild: pixabay Ein weiser Nachtvogel - die Eule

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