Füssener Heimatzeitung Nr. 196

157 Füssener Heimatzeitung Nr. 196 vom November 2020  Hier in Lima wartete Michael Mantl sehnsuchtsvoll auf die Ankunft seiner Frau. Bild: Nouveau dictionnaire, Jules Trousset, gemeinfrei. Carl Hermann. Mantl vermutete seine Ehefrau auf einem Segel- boot, welches als nächstes Rich- tung Amerika fuhr. Schnell ging er zum Hafen, um noch auf das- selbe Boot zu kommen. Doch das Segelschiff war bereits in See ge- stochen. Um noch schneller als seine Frau anzukommen, ging er auf ein Dampfschiff, welches ei- nige Zeit später in Lima einlief. Das besagte Segelschiff war noch nicht angekommen und so war- tete Mantl sehnsuchtsvoll einige Wochen in Peru auf das Segel- schiff. Endlich kam das Schiff in den Hafen gelaufen, doch er musste feststellen, dass Rosina nicht auf dem Schiff war. Keiner der Insassen konnte sich an die Frau erinnern, als er herumfragte. Er musste frustriert einsehen, dass er betrogen worden war. Da er all sein Geld für die schnelle Reise nach Amerika aufgebraucht hatte, konnte er nicht zurück in seine Heimat. Er ging ins Lan- desinnere von Peru, um dort ein tristes Leben als Bergbauer zu leben. 1866 erreichte Reutte die Nachricht, dass Michael Mantl von Indianern erschlagen worden sei. Er schien sich nie von dem Schock erholt zu haben, von sei- ner Frau so verlassen worden zu sein. Rosina hatte ein zufriedenes Leben in ihrer Heimat, sie arbei- tete als Köchin eines Pfarrers. Es schien, als ob das Schicksaal ih- res Mannes sie nicht wirklich in- teressieren würde. So endet die tragische Geschichte von Michael Mantl, einem ehemaligen Besitzer der Burg Ehrenberg. 

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