Füssener Heimatzeitung Nr. 195

134 Füssener Heimatzeitung Nr. 195 vom Oktober 2020 Das alte Füssener Bürgerlied, das etwa um das Jahr 1796 entstand, beginnt mit der Strophe: „Auf Bürger, schtandet unters Gweh’r. D’ Franzose ruckat a’. Se kummet scho’ bei meiner Ehr Beim Kuglerstearle ra.” Interessierten Bürgern stellt sich da natürlich die Frage, welches Tearle (Tor) damit gemeint ist? Wo befindet sich dieses Kuglertor, welches die Franzosen tatsächlich am 11. Juli 1800 beschossen haben? Ein Bericht von Afra Gaißmayer Serie: Füssener Stadtbefestigung Die Stadtbefestigung fängt zu bröckeln an Das Kuglertor, auch Augsburger Tor genannt, bildete viele Jahre die nördliche Stadtbegrenzung der Stadt Füssen. Die Menschen, Häuser, all die Ge- schäfte, das bunte Innenleben der Stadt Füssen wurde einst von fünfzehn Toren und Türmen um- geben, die gemeinsam die Stadtmauer bildeten. Über die Jahrhunderte hinweg, beginnend im Jahr 1812, wurden etliche Teile der Stadtmauer abge- rissen. Erker, Türme und Schießscharten mussten dem flüchtigen und immer schneller werdenden Zeitgeist weichen. Heute ist die Füssener Stadtbe- festigung lange nicht mehr das, was sie einmal war, doch viel Recherche und einige Aufzeichnungen aus alter Zeit, gewähren uns einen Einblick in das, was einmal war. Eine Stadtmauer war nicht bloß zum Schutze da, sie war auch ein Statussymbol und der Stolz einer Stadt. Torhüter Außer die Stadt vor Eindringlingen zu beschützen, half die Stadtbefestigung außerdem, die Bürger Das Kuglertor Behüter der Stadt Füssen  Noch heute erinnert am Gebäude des Hotel Sonne eine Infotafel an das ehemals großartige Stadttor. Bild: Füssener Heimatzeitung zu kontrollieren, die diese Befestigung durchschrit- ten. Lech-, Ritter-, und Kuglertor wurden von Tor- hütern bewacht, die bei Sonnenaufgang das je- weilige Tor auf- und bei Sonnenuntergang wieder zusperrten. Außerdemwurde von ihnen Pflasterzoll einkassiert, was der heutigen Maut auf Autobahnen ähnelt. Pflasterzoll, auch Pflastergeld oder Pflas- termaut genannt, wurde von den Torhütern nur von Reisenden eingefordert. Einheimischen wurde