Füssener Heimatzeitung Nr. 194
83 Füssener Heimatzeitung Nr. 193 vom August 2020 von subjektiven Gefühlen dominierte Starkfarbigkeit, kräftige Konturen, Ausdruckskraft der Linien und eine abstrahierende Vereinfachung des Gegen- ständlichen aufweist. Spontane Pinselführung und leuchtende Farben lassen die Gefühle auf das Papier fließen. Dabei geht es nicht um eine natur- getreue Wiedergabe der Wirklichkeit, sondern es wird eine eigene gefühlte Interpretation der Wirk- lichkeit dargestellt. Else Hertzer und viele Expres- sionisten verwendeten ihre Kunst als Medium, um ihre innersten Gefühle und Vorstellungen zu wahren und auszudrücken. Ihre Bilder waren Botschaften. Sie sollten nicht länger dem ästhetischen Genuss dienen, sondern elementare Erlebnisse der Wirk- lichkeit so stark und ursprünglich wie möglich zu gestalten suchen. Vielfach als entartete Kunst ab- gestempelt, wurde der Expressionismus im Dritten Reich sogar verboten. Wiederentdeckt Die Ausstellung im Museum der Stadt Füssen ist ein weiterer wichtiger Schritt im Prozess der Wie- derentdeckung dieser herausragenden Künstlerin des 20. Jahrhunderts, der vor fünf Jahren begann. Ergänzt wird diese Werkschau mit Kunstwerken aus sieben Jahrzehnten durch zwei Aquarelle von Gabriele Münter, deren Bilder bereits 1970 ge- meinsam mit jenen von Else Hertzer in Berlin aus- gestellt worden sind. Die Ausstellung beruht auf der Initiative des Berliner Publizisten Mathias Tietke, der einen Teil der Werke aus seiner Hert- zer-Sammlung beisteuert. ■ Ausstellung : vom 20. Juni bis 6. September 2020 im Museum der Stadt Füssen Öffnungszeiten : Dienstag bis Sonntag 11:00 bis 17:00 Uhr Else Hertzer : geboren am 24. November 1884 in Wittenberg als Else Heintze; gestorben am 9. Februar 1978 in Berlin Heirat mit Otto Hertzer am 29. November 1909 in Wittenberg Werke : 215 Öl- und Temperabilder, 318 Aquarelle, Zeichnungen, Holzschnitte, Kaltnadelradierungen Kunstrichtung : Expressionismus Quelle : Mathias Tietke, Berliner Publizist Info-Kasten Dieses Bild hat den einfachen Titel: „Säuling”. Mit kraftvollen Pinselstrichen holt sie das Wesen dieses mächtigen Berges hervor. Bild: Mathias Tietke „Fabrik im Gebirgstal”, die Hanfwerke, wie sie in die Landschaft eingebettet sind. Bild: Mathias Tietke
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