Füssener Heimatzeitung Nr. 194

69 Füssener Heimatzeitung Nr. 193 vom August 2020 Bescheidenheit geprägt. Von den einfachen Lebensverhältnissen zeugt folgende Aussage aus dem Buch Dr. Alfred Baumgartens von 1898: "Es lebt das Volk in dieser Gegend meist ohne Fleisch. Die Milch, die Erdäpfel [Kartoffeln] und die Feldfrüchte, die in Gestalt von Mus zubereitet werden, und mancherlei treffliche Mehlspeisen bilden die Hauptbestandteile der sogenannten Bauernkost, und nur alle heiligen Zeiten wird Fleisch genossen; jedesmal aber nur am heiligen Tage, d. h. am ersten Weihnachtstage, ersten Ostertage und ersten Pfingsttage, und am „Fest“, d. h. Patrocinium oder Fest des Kirchenpatrons." Alfred Baumgarten begleitete Kneipp die letzten fünf Jahre sei- nes Lebens und war dessen Zeit- zeuge. Ein Unglück nahte Es war am 17.05.1841, Kneipps 20. Geburtstag, als er am frühen Nachmittag gerade mit seiner Schwester zuhause im Keller am Webstuhl saß. Wie fast immer bei der Arbeit amWebstuhl, dach- te Kneipp sicherlich sehnsüchtig an seinen Traum, Priester werden zu können und freute sich so sehr über den Gedanken, dass er sich schon siebzig Gulden so hart erarbeitet und versteckt hat- Kaum Fleisch gegessen Kneipp wuchs in dem kleinen Dorf Stephansried auf, in dem es damals gerade mal achtzig Einwohner gab. Er lebte dort in Haus Nr. 12, gemeinsam mit sei- nen Eltern und seinen vier Schwestern, nämlich den beiden Halbschwestern Magdalena und Maria Schalber, welche Kneipps Mutter aus erster Ehe mit in die Beziehung gebracht hatte, und seinen zwei Schwestern Maria Victoria und Theresia Kneipp. Später einmal bezeichnete Kneipp in seinen Vorträgen das Haus oft liebevoll als "Palast". Das Leben der Familie Kneipp war von großer Einfachheit und  Seitdem sein Geburtshaus und alles Geld, welches er dort versteckt hatte, verbrannt war, vertiefte sich in Kneipps Seele noch stärker sein Glaube an Gott. Bild: Helmut Scharpf, Ottobeuren-macht-Geschichte.de Fortsetzung auf Seite 73

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