Füssener Heimatzeitung Nr. 194

67 Füssener Heimatzeitung Nr. 193 vom August 2020 und da gab es dann meistens Leber- und Brätknödel und auch ab und zu Glühwein, damit es den Ar- beitern warm wurde, was aus heutiger Sicht auch nicht ganz ungefährlich gewesen ist. Die warme Stube Nach getaner Arbeit wartete schon in der warmen Stube der jeweiligen Säge warme und trockene Kleidung und natürlich wieder etwas Gutes zu essen. Dort durften die Männer, die teilweise den ganzen Tag im eiskalten Wasser der Vils gestanden hatten, sich ausgiebig aufwärmen und erholen. Gemeinschaftsgefühl An so einem Tag arbeiteten alle gemeinsam zwölf Stunden lang und das die meiste Zeit im Wasser oder beim Hantieren mit riesigen Baumstämmen. Trotz der großen Mühe und der schweren Arbeit, herrschte dort immer ein Gefühl von Gemeinschaft und Verbundenheit. Jeder war froh, wenn alles gut gegangen war und natürlich war klar, dass man nach getaner Arbeit noch gemeinsam etwas Trinken ging. 1877, als einige aus der Gemeinde wieder einmal beim Holztreiben geholfen hatten, wurden alle zu einer Feierabendmaß eingeladen. Die Rech- nung beim Gastwirt in Halden sah wie folgt aus: 20 Liter Bier je 24 Kreuzer 8 Würst je 18 Kreuzer 1 Schoppen „Wurzer” 48 Kreuzer 6 Stück Cigaren je 5 Kreuzer Brod 36 Kreuzer Wulla Siacha Bei dieser Arbeit konnte man keinen gebrauchen, der aus allem ein Problem macht, und der nicht zupacken kann. Auf pfrontnerisch gesagt, brauchte man für diese Arbeit „Wulla Siacha” und diese gab es in Pfronten zur Genüge. Für lange Zeit war diese abenteuerliche Methode die ertragreichste Art, Holz zu transportieren. Erst mit der Weiterent- wicklung der Technik und demAusbau der Forstwege schien diese Art der Beförderung von Holz nicht mehr als ertragreich genug. Diese alte Tradition musste dem neumodischen Transport auf der Straße weichen, wo nur noch ein Mann im Führer- haus eines LKWs sitzt und alles andere technisiert und „perfektioniert” wurde. Wieder einmal starb ein Stück Tradition und Geschichte. ■  Hier ein alter Sappie, mit welchem die Holz- treiber arbeiteten. Bild: privat Was : Holztreiben in Pfronten Wo : Vom Vilstal über die Vils in das jeweilige Sägewerk (Pfronten) Sägewerke in die transportiert wurde : Randels Säge, Schochers Säge, Sägeschlosser, Vilstalsäge Info-Kasten

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