Füssener Heimatzeitung Nr. 194

46 Füssener Heimatzeitung Nr. 193 vom August 2020  Maria Leopoldine von Österreich-Este, eine Frau, die ihren Willen eisern durchsetzte und sich gegen alle Konventionen erhob. Bild: Wikipedia, gemeinfrei Leopoldine bestimmte insgeheim über den Thron Der Druck von Karl Theodor wurde immer größer. Er war so verzwei- felt, er hätte sogar ein Kind, das nicht er selbst gezeugt hat, als seines anerkannt. Doch schon im Februar 1799, nur vier Jahre nach der Eheschließung, erledigte sich das Thema von selbst, denn Karl Theodor brach beim Karten- spielen zusammen und lag im Sterben. Für die beiden konkur- rierenden Königshäuser Öster- reich und Zweibrücken war dies die Chance für einen Machtwech- sel. Ein österreichischer Diplomat wurde nach München geschickt, um vom Kurfürsten doch noch eine Unterschrift zu ergattern, durch die Bayern an die Habs- burger gefallen wäre. Aber auch hier wurden die Pläne ohne Maria Leopoldine gemacht, denn diese ließ einfach niemanden in das Krankenzimmer ihres Gemahls. Auf die drängenden Fragen vieler aufgebrachter Monarchen und auch des österreichischen Ge- sandten, ob sie denn nun ein Kind des Kurfürsten erwarte, ant- wortete sie immer wieder klar und deutlich: „Nein!” Es war den aufgebrachten Anwesenden un- begreiflich, was sie da tat, aber Leopoldine verfolgte ihren ganz eigenen Rachefeldzug an ihrer Familie für diese ungewollte Ehe. Ohne einen legitimen Erben konn- te Österreich (= ihre Familie) keine Rechte auf Bayern geltend machen und genau dies wollte sie verhindern. Als Karl Theodor wenige Tage später starb, erbte sein Neffe Max Joseph das Kur- fürstentum Bayern und somit war sie der Grund dafür, dass Bayern weiterhin von der Familie der Wit- telsbacher regiert wurde. Sie war die Grundlage dafür, dass König Ludwig II. später auf diesemThron sitzen würde. Unzählige Affären und Verbannung König Max I. Joseph von Bayern und König Ludwig I. von Bayern erwiesen ihr Zeit ihres Lebens große Dankbarkeit. Nachdem der Kurfürst verstorben war, zog Maria Leopoldine in die Münchner Her- zog-Max-Burg, die ihr zugespro- chen wurde und später an den Starnberger See. Schon damals gab es einen Ehe/-Witwenvertrag, durch welchen Leopoldine mit Fortsetzung von Seite 44

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