Füssener Heimatzeitung Nr. 194
42 Füssener Heimatzeitung Nr. 193 vom August 2020 Fortsetzung von Seite 41 kleinen Topf (in dem vorher die Milch war) ganz mit lauter Patro- nen. Auch fand ich auf der Straße ein ganz neues Heuseil, mit wel- chen Gegenständen ich wieder nach Hause kam." Das Bleicherhaus wurde zur Tambourschule Am nächsten Tag überfielen die Franzosen die Ratsherren, die gerade von einer Ratssitzung nach Hause gehen wollten. Sie muss- ten ihre Schuhe mit den silbernen Schnallen und ihren Ratsmantel ausziehen und abgeben. Im Rat- haus wurde von den Franzosen ein Lazarett für ihre Verwundeten eingerichtet. "Auch hörte nach dem Einzug der Franzosen auf 8 Tage alles Glockengeläute auf. Die Stadt und alle Umgebungen derselben war alles voll Franzo- sen." Der nächste Abend wurde damit zugebracht, die armen To- ten zu begraben. In ganz Füssen wurden die französischen Solda- ten einquartiert und mussten ver- köstigt werden. Bei den Seelos' im Bleicherhaus wurden Tambou- re einquartiert, das Haus wurde zur Tambourschule, wo den Tam- bouren das Trommeln beigebracht wurde. Fast hört man Mang See- los seufzen, wenn man liest: "Al- lenthalben sah man nichts als Franzosen." Darüber hinaus be- schreibt Seelos die Französischen Besetzer als korrekt, sie duldeten Die Französische Revolution, Sturm auf die Bastille, 1798. Bild: Wikipedia, gemeinfrei die Ausübung der Religion, ob- wohl an ihnen selbst "kein christ- liches Zeichen mehr gewahr" ge- nommen werden konnte. Sie leg- ten nur Wert auf gutes Essen, ein reines Bett und eine gastfreund- liche Begegnung, dann wären sie gut zu haben. Auch seien sie nicht so steif wie die Österreicher. Oft könnte man Schildwachen sehen, "die sich mit dem Gewehr auf der Schulter eine Pfeife Tabac recht schmeken ließen". Die Un- terbringung und Verpflegung der Soldaten sowie die Abgaben an die Feindesheere brachten so manchen Füssener Bürger an die Grenze des Ruins. Erst im Jahr 1801 zogen die Franzosen wieder aus Füssen ab.
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