Füssener Heimatzeitung Nr. 194

115 Füssener Heimatzeitung Nr. 193 vom August 2020 beigekommen, die auch gerne mal ein Schnäpsle für einen Schil- ling fünfzig Groschen getrunken haben. Da hat die Mutter, Barbara Stecher, schon mal die Schnaps- flasche unter der Theke heraus- geholt und ausgeschenkt. Zu der Zeit hat man leider nichts foto- grafiert, so dass nur die Erinne- rungen in der eigenen Seele die Eindrücke und Gefühle weiterle- ben lassen. Stollwerck Natürlich hat es dann mit der Zeit auch immer mehr Süßigkeiten wie Schilling-Schokolade oder Manner-Stangen gegeben. Das war für die Kinder die große Ver- lockung, aber wehe man hat mal eine stibitzt und die Mutter hat es gesehen, das war alles strengs- tens verboten, das hat man kein zweites Mal gemacht. Schweden- bomben hat es auch einzeln am Tresen gegeben und Stollwerck, das waren so kleine Zuckerle, ein bisschen wie weiches Kara- mell. Zehn Stollwerck haben einen Schilling gekostet. Oftmals sind die Kinder dann zur Großmutter gegangen, weil sie unbedingt zehn Stollwerck haben wollten und haben sie um einen Schilling gebeten. Dann haben sie es ganz offiziell gekauft, sonst hätte es der Vater nicht herausgegeben. Größere Kaufhäuser Irgendwann hat der Vater gejam- mert, dass es sich nicht rentiert, es gab nicht viel Gewinn. Er hat jahrelang davon geredet, dass er jetzt zusperrt. Anfang der 80er Jahre war es dann soweit, der Laden wurde geschlossen. Zuvor, circa im Jahr 1975, war die Groß- mutter Barbara Stecher gestor- ben, die immer gebremst hat, wenn der Vater vom Zumachen geredet hat. Der Laden war für die Großmutter Stecher ein Hei- ligtum, weil den der Großvater noch gebaut hat, das war ihr gan- zer Stolz, damit war sie in Pins- wang halt „a bissl besser”, nicht nur eine Bäuerin, sondern auch eine Kauffrau. Neben den Ste- chers gab es noch den Doser in Pinswang, der auch einen kleinen Laden hatte. Irgendwann gab es immer größere Kaufhäuser in Reutte, weswegen es sich nicht mehr rentiert hat. Nach und nach hatten alle Autos, mit denen sie in die größeren Kaufhäuser fahren konnten. Doch einer der beson- deren Orte, der die Lebensfäden der Menschen miteinander ver- knüpft hat, ist damit verloren ge- gangen.  Fortsetzung von Seite 113  Herlinde mit ihrer jüngsten Schwester Maria auf dem Arm. Bild: privat  Eduard Stecher übernahm das Geschäft seines Vaters. Bild: privat

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