Füssener Heimatzeitung Nr. 193

69 Füssener Heimatzeitung Nr. 193 vom August 2020 So glücklich wie noch nie Sebastian Kneipp hatte nach dem Entdecken eines Buches „Die Wasserkur“ schon seine ersten Erfahrungen mit Wasser gemacht. In ihm entflammte eine Leiden- schaft für die Heilkraft des Was- sers und er hatte an sich selbst schon erfolgreiche Versuche ge- macht. Als er mitbekam, dass alle paar Jahre auch ein Mittello- ser aus Dillingen ins Georgianum nach München aufgenommen werden konnte (römisch-katho- lisches Priesterseminar), bewarb er sich um diesen Platz und mit großem Glück bekam er ihn. Zum Einstieg bekam man einen Taler. Kneipp war dort so glücklich wie noch nie in seinem Leben. Er schrieb dazu: „Dort fühlte ich mich so glücklich und heimisch, dass ich, wie man sonst sagt, „jeden Tag Kirchweih“ hatte, weil ich es nie so gut gehabt hatte.“ Im Stillen hatte er weiterhin im- mer wieder die eine oder andere Wasseranwendung bei sich ge- macht und er erlangte in sich die Sicherheit und Überzeugung, dass die Wasserkur ihn ganz hei- len werde. Weinender Mitalumnus Als Kneipp eines Tages im Garten einen Mitalumnus (studierendes Mitglied eines katholischen Pries- terseminars) traf, dem die Tränen über die Wangen liefen, wollte er diesem helfen und erkundigte sich, was denn los sei. Dieser Mann war sehr arm, er lebte von Almosen, hatte zwölf Jahre stu- Fortsetzung auf Seite 71 Sebastian Kneipp hatte schon früh den sehnlichsten Wunsch, Priester zu werden. Als sei es immer so vorgesehen, spürte er den tiefen Glauben, dass das sein einzig wahrer Platz im Leben ist. Auf seinem Weg dorthin erlebte er mehr als nur ein Abenteuer. Ebenfalls wie durch eine Fügung, begegnete er „dem Wasser“, er lernte, es zu lieben, zu schätzen und bald war es ein ewiger und stiller Begleiter, sein größter Vertrauter, und er und das Wasser wurden wie eins.  Sebastain Kneipp erhielt zeitweise 140 Briefe am Tag, in denen Menschen ihn um Hilfe baten. Man nannte ihn auch liebevoll den „Wasserdoctor“. Auf diesem Bild sieht man seine Original- Unterschrift. Bild: www.ottobeuren-macht- geschichte.de  Immer wieder wurde Kneipp von Ärzten und Apothekern angegriffen, die fürchteten, ihnen würde Kundschaft und Geld verloren gehen. Kneipp wurde zwar freigesprochen, versuchte jedoch, sich vom Wasser und den Kranken fern zu halten, um diesem ständigen Ärger zu entgehen. Doch letztendlich konnte er nicht anders und half dann doch jenen, die in Not waren. Bild: Scharpf, Ottobeuren

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