Füssener Heimatzeitung Nr. 191

69 Füssener Heimatzeitung Nr. 191 vom Juni 2020 / II Ufer der Schelde” heißt, ist eine der Schlüsselszenen in der Oper und somit muss der Abend und der Auftritt auf einer Ebene doch auch mit dem Original konkur- rieren. Jeder der Beteiligten wuss- te, dass Ludwig diese Oper bis ins Detail auswendig kannte. Jetzt war es soweit, der Kahn ist an- gekommen, Paul von Taxis steigt aus, verabschiedet sich mit Ge- sang von seinem Schwan und singt den letzten Part am Ufer zu Ende. Jetzt steht er still da. Das Stück ist beendet. Die entschei- dende Situation ist gekommen. War Ludwig begeistert oder echauffiert, ist er glückselig oder war es ein Desaster? Hat das Or- chester richtig gespielt? Hat der Hofmaschinist die detaillierten Vorstellungen von Ludwig erfüllen können? Und hat Paul von Taxis als Lohengrin überzeugen kön- nen? Die wahrscheinlich schönste Naturbühne der Welt Der König geht auf den im Licht glänzenden Ritter zu und umarmt ihn und sagt dabei: „Lieber Paul, Du hast Gottvolles geleistet; das Andenken an diese Nacht wird mir und Dir teuer bleiben." Dann geht er auf Wagner zu und lobt ihn überschwänglich für dieses äußerst gelungene Fest. Alle Be- teiligten atmen auf, es war ge- schafft, jetzt können sie beruhigt und befriedigt nach Hause gehen als Mitwirkende in diesem selten schönen Lohengrinfest. Wer Lud- wig kennt, weiß aber, wie leiden- schaftlich er ist. Das Fest und Schauspiel begeisterte Ludwig derart, dass er das Ganze am da- rauffolgenden Tag noch einmal wiederholen ließ. Und wieder wurde der Alpsee verwandelt und als die wahrscheinlich weltweit schönste Naturbühne genutzt, die man sich für dieses Stück Fortsetzung von Seite 67  Bild „Lohengrin and the Dove“ von 1850. Bild: Fotolia / Archivist vorstellen kann. Welch ein Glück, dass wir diesen See unsere Hei- mat nennen dürfen. ■ Das Lohengrinfest Ort : Hohenschwangau am Alpsee Tag : Freitag, der 25. August 1865 Anlass : 20. Geburtstag von König Ludwig II. von Bayern Sänger : Paul von Taxis spielte den Lohengrin Zuschauer : Richard Wagner und König Ludwig II. von Bayern

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