Füssener Heimatzeitung Nr. 191

56 Füssener Heimatzeitung Nr. 191 vom Juni 2020 / II großzügig bezahlt. Gerne wurde dabei Forelle gegessen und so belief sich die jährliche Forellen- lieferung auf zwei Zentner. Die Königin als Gönnerin Königin Marie war auch eine Gön- nerin der Kirche. An die 22 000 Mark erhielt die Pfarrkirche in El- bigenalp von der Bayerischen Kö- nigin. Darüber hinaus übernahm Marie Patenschaften bei Taufen und Firmungen und spendete Schulpreise. Alle Wege in Elbi- genalp ließ Königin Marie her- richten. Die Kranken des Ortes durften immer in die königliche Küche um Suppe schicken. Als Taufge- schenk gab es für jedes Kind von der Königin zehn Mark. Pfarrer Waibl erhielt eine Unmenge von Dreimarkstücken, um sie seinen Armen und Pflegebefohlenen schenken zu können. Jeden Herbst konnten sich die armen Hütbuben ein Paar Schuhe auf Kosten der Hofkasse neu machen lassen; jedes Jahr gab es in den beiden Dorfschulen für die be- dürftige Schuljugend Nikolaus- geschenke. Die Hofdamen strick- ten Wollkappen. Arme Brautleute wurden zu einem üppigen Hoch- zeitsschmaus in das Haus der Königinmutter eingeladen. Die Königin besuchte die Patrozini- umsfeste von allen Kirchen im Lechtal und ließ sich von allen Orten Fotoaufnahmen machen. Bei Viehschäden sprang Königin Marie helfend ein. Die Königin als Patin Erstmals ist Königin Marie am 30. Juni 1880 als Taufpatin in den Pfarrbüchern eingetragen. Dem Bernhard Scheidle und der Kreszenz Mark wurden Zwillinge geboren. Für das Mädchen Maria Cäcilia war Marie die Patin, für den Sohn Johann Kassian der Holzlieferant Franz Kapeller. Am 22. März 1882 wurde dem kö- niglichen Stallmeister Jörgl Duster eine Tochter Maria getauft. Auch hier war Königin Marie die Patin. Als Firmpatin war Marie am 12. August 1881 tätig. Sie führte die elfjährige Katharina Friedle, die beste Schülerin, vor den Fürst- bischof Johannes IX. von Brixen. Die siebenjährige Theres Kohler wurde, da sie krank war, im Wi- dum gefirmt. Auch hier stand Kö- nigin Marie Patin. Am 15. Oktober 1876 führte die Königinmutter die siebenjährige Philomena Scheidle aus Obergrünau zur Kommunionbank. Marie küm- merte sich auch darum, dass für kranke Kinder aus dem Ort Da- men und Herren ihres Hofstaates die Patenschaft übernahmen. In der Kirche von Elbigenalp erin- nerte im Chor ein von Pfarrer Waibl 1893 gestiftetes großes Kirchenfenster an die wohltätige Königin. Das Erbe der Königin Die Königinmutter hatte nach ih- rem Tod ihre beiden Häuser in Elbigenalp der Pfarrgemeinde zu frommen und wohltätigen Zwe- cken vermacht. Doch diese fasste den Entschluss, die Häuser zu verkaufen und mit dem Erlös den wohltätigen Zweck zu erfüllen. 1890 heißt es dazu in einem Zei- tungsinserat: „Kgl. Hausverkauf. In Elbigenalp, Lieblingsaufenthalt der + Königin Mutter von Bayern sind zwei ehemals kgl. Häuser mit 29 Zimmern, Küche und Kel- lern, Balkon und hübscher Aus- sicht in reiner Luft (Waldnähe) mit sehr gutem Wasser usw. um billigen Preis zu verkaufen“. Der Gastwirt Johann Moll ersteigerte die Anwesen und es wurde daraus der Gasthof „Post“, jedoch in vollständig umgebauter Form. ■ Buchvorstellung am Freitag, den 11. Oktober 2019 um 20:15 Uhr in der Wunderkammer Elbigenalp, Dorf 47, A-6652 Elbigenalp, Telefon: +43(0) 5634 – 20024, E-Mail: info@wunderkammer.tirol durch Pfarrer Otto Walch, Eintritt frei Buchtitel: Anton Falger: Mein Leben, herausgegeben von Reinhard Schlicht- herle, 2019 ISBN 978-3-200-06404-1, Preis EUR 39,00 Anton Falger, geboren am 9. Februar 1791 in Elbigenalp, gestorben am 15. Dezember 1876 ebenda, Lithograph, Künstler, Universalgelehrter. Info-Kasten Fortsetzung von Seite 55

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