Füssener Heimatzeitung Nr. 191

4 Füssener Heimatzeitung Nr. 191 vom Juni 2020 / II wollen, wäre er in der Gesellschaft dieser heiliggesprochenen Könige gestanden. Die Apostel mit dem heiligen Petrus, welche die Amts- kirche stärker repräsentieren, sind erst eine Etage unterhalb angebracht. Das in seine Regie- rungszeit fallende Unfehlbarkeits- dogma des Papstes hat Ludwig als Gotteslästerung bezeichnet. Der Gral erscheint in einem Roman Zum ersten Mal fällt das Wort „Gral“ in einem Roman, den der französische Autor Chrétien de Troyes um 1180 bis 1190 verfasste und unvollendet ließ. Sein „Per- ceval“ schildert, wie ein junger Mann aus edler Familie von seiner Mutter absichtlich im Unklaren über ritterliche Lebensart gelassen wird, weil sie zu viele Familien- mitglieder auf dem Schlachtfeld verlorenhat. DochPerceval erkennt instinktiv, dass er für den Ritter- stand bestimmt ist, er verlässt sei- neMutter und zieht zumHof König Artus’, wo er sich des Mordes an einemVerwandten schuldigmacht. Er kommt weiter zu einer geheim- nisvollen Burg, wo er einer für ihn unverständlichen Zeremonie bei- wohnt, bei der, so Chrétien, „ein Gral“ hereingetragen wird – ohne dass der Autor verrät, um was für einen Gegenstand es sich dabei handelt. König Artus Es existiert eine enge Verbindung zwischen dem Mythos des Heili- gen Grals und den verschiedenen Legenden, die sich um König Ar- tus und die Ritter der Tafelrunde ranken. Die Geschichte um das verlorene Paradies und die fol- gende Gralssuche als der Versuch, das Paradies wieder zu erlangen, stehen häufig imMittelpunkt der Artuslegenden. Sie bilden oft den Hintergrund für zahlreiche andere Legenden, so zum Beispiel auch für die Geschichte des Zauberers Merlin, die Lebensgeschichte Lan- celots oder die Erzählungen von der Insel Avalon. Der wunderkräftige Gral Der Gral soll Glückseligkeit, ewige Jugend und Speisen in unendli- cher Fülle bieten. Dieses wun- derkräftige und heilige Gefäß, das ewige Lebenskraft spendet, ist umgeben von einer Gemein- schaft, die unter einem Mangel leidet. Dieser drückt sich in ver- schiedenen Bildern aus: dem Siechtum des Königs, der Un- fruchtbarkeit des Reiches (das öde Land), der Sterilität der Grals- gemeinschaft. Daher wartet die  Der Kelch der Doña Urraca soll laut spanischen Historikern der „echte” Gral sein. 1 Fortsetzung von Seite 2

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