Füssener Heimatzeitung Nr. 191

24 Füssener Heimatzeitung Nr. 191 vom Juni 2020 / II Julius Desing Nachruf auf einen Hüter Schloss Neuschwansteins Er steht in seinemZimmer imAltersheim bei Regensburg, fast einundneunzig Jahre alt, immer noch eine imposante Persönlichkeit. Er wartet schon auf uns, seine Augen blitzen, seine schönen Finger gestikulieren, als er in die Welt König Ludwigs eintaucht und ins Er- zählen kommt. Immer noch brennt er vor Leidenschaft für den König und im- mer noch gehört er zu seinen treuesten und inbrünstigsten Anhängern. Ihm hat er sein Leben geweiht! Ein Bericht von Monika Philipp und Nana Eudore Scheuer Serie: König Ludwig II. von Bayern Die schönsten Stunden „Als König Ludwig Schloss Neuschwanstein ver- lassen musste, hat er einen historischen Satz ge- äußert. Er sagte zu seinem Kammerdiener Stich: ‘Stichero, bewahren Sie mir die Räume, lassen Sie sie nicht profanieren von den Neugierigen, denn ich habe hier die bittersten Stunden meines Lebens erlebt. Ich werde nie mehr hierher zurück- kommen!’ Als ich Neuschwanstein verließ, wollte ich es natürlich nicht so theatralisch machen wie Ludwig II., aber ich hätte liebend gerne ähnliche Worte gesprochen, nicht weil ich dort die bittersten Stunden erlebt hab’, sondern, weil ich meine schönsten Stunden dort erlebt hab’.” Wer dies sagt, ist Julius Desing, ehemaliger Schlossverwalter von Schloss Neuschwanstein. Deutlich ist seine Teil 2  Als Schlossverwalter war Julius Desing bereits zu Lebzeiten ein Mythos. Bild: Füssener Heimatzeitung Fortsetzung auf Seite 26

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