Füssener Heimatzeitung Nr. 191

162 Füssener Heimatzeitung Nr. 191 vom Juni 2020 / II Fortsetzung von Seite 160  König Ludwig wusste noch, wie man Feste feiert. Bild: privat einen Aufenthalt machen wollten. Ich glaube, Sie würden, geliebte Tante, es nicht bereuen, gekom- men zu sein … ich küsse Ihnen die Hand, über alles geliebte Tan- te, und bleibe in glühendster Lie- be und unerschütterlicher Treue im Leben wie imTod Ihr dankbarer Sohn Ludwig.” Ein Seefest von spektakulärem Ausmaß Alexandrowna nahm die Einla- dung nach Berg am Starnberger See an und besuchte am 27. Sep- tember 1868 ihren, um viele Ecken verwandten, Neffen, König Ludwig II. von Bayern. Die Zarin durfte in Schloss Berg wohnen, in dem extra für sie ein goldener Salon gebaut worden war. Das Schloss wurde für sie mit Rosen und Kamelien (Blumen) ge- schmückt. Ludwig bereitete für Alexandrowna ein ganz beson- deres Seefest vor. Zu Beginn lud Ludwig seine geliebte Tante zu einer Rundfahrt auf dem Starn- berger See ein. Darauf folgte ein gemeinsames Diner mit einer Se- renade auf der Roseninsel, in- mitten der Pracht und dem Duft von Tausenden blühenden Rosen. Die Dämmerung bedeckte nun langsam die Natur und die Be- leuchtungen von den umliegen- den Schlössern und Landhäusern kamen zum Vorschein. Possen- hofen war prächtig illuminiert, Schloss Starnberg war von einem Flammengürtel umgeben und Schloss Berg erstrahlte benga- lisch in erhabener Schönheit. Zwei Dampfmaschinen spuckten riesige Fontänen über den See. Hunderte von Booten mit bunten Laternen kreuzten auf dem Was- ser. Plötzlich flammte in der Nähe von Ludwig und der Zarin ein elektrisches Licht auf, welches sich in den Wellen unheimlich und schön widerspiegelte. Darauf wurde eine breite Lichtbahn sicht- bar, die den Weg von der Rosen- insel zurück zu Schloss Berg an- kündigte. Ludwig und die Zarin fuhren mit dem leuchtend könig- lichen Dampfschiff ,Tristan' zu- rück. Dieses wurde begleitet vom großen Dampfer ,Maximilian', auf demMusizierende die Rückfahrt begleiteten. Wieder zurück in Berg schritten die Majestäten durch einen beleuchteten Park zum illuminierten Schloss. Viele weiß-blau geschmückte Flöße warteten am Ufer auf ihren krö- nenden Abschluss. VomUfer über das Wasser zu den Flößen führte ein mit Teppichen und frischen Rosen geschmückter Steg. Vom Balkon aus sah die Zarin und ihr Gastgeber dem Finale entgegen: Die Flöße zündeten ein Brillant-

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