Füssener Heimatzeitung Nr. 191

100 Füssener Heimatzeitung Nr. 191 vom Juni 2020 / II Fortsetzung auf Seite 102 Die Schwärzer So griffen die Menschen in ihrer Not zur Selbsthilfe und gingen „schwärzen“. In Gruppen von zehn bis vierzig Mann schüch- terten die Schmuggler die öster- reichischen Grenzposten an der Bayerischen Grenze ein und ver- sorgten sich auf dem Markt in Füssen mit Getreide. Durch den Tod eines 28-jährigen Burschen aus Lechaschau, der bei Schwan- gau erschossen wurde, war die Stimmung explosiv. Dieser war von einem bayerischen Posten gestellt worden, als er zusammen mit einundvierzig anderen Schmugglern Getreide zu den hungernden Familien bringen Hungerkrawalle im Außerfern Durch die Missernten der Jahre 1845 und 1846 stand das Getreide sehr hoch im Preis. Die Bevölkerung des Außerferns hungerte. Das wenige Getreide, das es auf dem Markt von Reutte gab, war für die ohnehin armen Menschen uner- schwinglich teuer. Im Nachbarland Bayern gab es billigeres Getreide, doch dieses durfte nicht eingeführt werden wegen der Grenzbestimmungen des Staates Österreich. Hinter vorgehaltener Hand wurde das Murren immer lauter. In dieser Not richteten die Gerichtsgemeinden von Ehrenberg am 20. November 1847 ein Schreiben an Kaiser Ferdinand nach Wien. Sie schilderten die Not und das Elend, indem sie darstellten, wie wenig die kargen Böden hergeben, wie rau das Klima sei, wie die ländliche Bevölkerung gezwungen sei, sich als Maurer, Gipser oder Zimmerer über den Sommer zu verdingen, um ein Zubrot nach Hause zu bringen. Und dazu kamen noch die Wolkenbrüche und Über- schwemmungen der Jahre 1845 und 1846. Doch so eindringlich und flehend die Worte auch waren, sie erreichten das Herz des Kaisers nicht. Ein Bericht von Elisabeth Wintergerst Serie: König Ludwig II. von Bayern  Getreide war Mangelware. Bild: Elisabeth Wintergerst

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