Füssener Heimatzeitung Nr. 190

78 Füssener Heimatzeitung Nr. 190 vom Juni 2020 In der heutigen Zeit, in der wir lieber Obst und Gemüse aus allen Ecken und Enden der Welt per Schiff oder Flugzeug auf unsere Teller importieren lassen, würdigen wir das „Grünzeug”, das auf unseren Wiesen und in unseren Gärten wächst, kaum mehr eines Blickes. Zu diesen missachteten Unkräutern gehört auch der Kleine Wiesenknopf, meist Pimpinelle genannt. Namenstechnisch muss man hier aufpassen, da auch der Große Wiesenknopf, oder Bibernelle, mancherorts so genannt wird. Die Pimpinelle ist bei uns heimisch und wenn man einmal darauf achtet, sieht man sie an sonnigen Stellen Wegränder, Brachland und Gärten bevölkern. Unbekümmert ob der menschlichen Ignoranz gedeiht sie hier überall und erfreut sich der Wenigen, die sie heute noch kennen und zu schätzen wissen. Noch so ein fast vergessenes, gesundes Unkraut: Die Pimpinelle Ein Bericht von Margaretha Wolf Serie: Pflanzen Fortsetzung auf Seite 80 „Grie Soß” Ohne dieses berühmte Gericht, wäre die Pimpinelle wahrschein- lich schon vollkommen vergessen worden: Sie ist ein fester Be- standteil der „Frankfurter Grünen Soße”, die schon seit Jahrhun- derten traditionell zubereitet wird. Auch Johann Wolfgang von Goe- the war ein großer Liebhaber die- ser erfrischenden Soße, die man zu Kartoffeln und hartgekochten Eiern serviert. Zusammen mit Pe- tersilie, Borretsch, Kerbel, Kresse, Schnittlauch und Sauerampfer wird die Pimpinelle fein gehackt und in Sauerrahm oder Mayon- naise gegeben, die man wie eine Vinaigrette würzt. Manchmal wird auch das Eigelb mit eingerührt. Da die Soße kalt zubereitet wird, bleiben all die gesunden Inhalts- stoffe der frischen Kräuter erhal- ten und machen dieses Gericht zu einer wahren Vitaminbombe. Pimpinelle kann natürlich auch anderweitig in der Küche einge- setzt werden. Ihr würziges, nus- siges Aroma erinnert leicht an Gurken und passt wunderbar zu Salaten und Kräuterquarks. Was genau bewirken denn all die gesunden Inhaltsstoffe? Eine alte Volksweisheit besagt: „Der Kleine Wiesenknopf macht das Herz froh und den schlech- testen Wein bekömmlich.“ Zu Zeiten der Pest hieß es: „Esst Pimpernell und Baldrian, dann geht euch die Pest nicht an!” Die Pimpinelle gilt auch als Frauen- kraut, sie hilft bei Menstruati- onsbeschwerden und regt in der Stillzeit die Milchbildung an. Der lateinische Name „Sanguisorba” unterstreicht ihre blutstillenden Eigenschaften, die sie den ent- haltenen Gerbstoffen verdankt: sangui = Blut, sorbere = absor- bieren. Mindestens bis ins 17. Jahrhundert wurde sie in Europa zur Versorgung von Wunden ver- wendet und auch heute findet sie noch in der Traditionellen Chi- nesischen Medizin Gebrauch, be- sonders zur Behandlung von blu- tigem Durchfall und Hämorrhoi- den. Sie enthält unter anderem Gerbstoffe, Flavonoide und Bit- terstoffe. Was genaumachen aber nun diese Stoffe mit unserem Körper, was macht sie so gesund? Über Bitterstoffe wurde im Artikel über die Eberesche (Ausgabe Nr.

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