Füssener Heimatzeitung Nr. 189

35 Füssener Heimatzeitung Nr. 189 vom Mai 2020  Welche Botschaft bringt die Taube? Bild: Pixabay genannt. Denn sie wohnten gerne in den Tempelbauten, sie waren Tempelvögel, waren Teil der hei- ligen Zeremonien mit ihrem Flü- gelschlag, kraft ihrer anmutigen Gestalt, und ihres sanften We- sens. Der Flug der Taube symbo- lisiert die Seele, die zum Himmel aufsteigt. Symbol des Friedens Weltweit ist die Taube verbunden mit dem Frieden. In vorbiblischer Zeit war die Taube als Friedens- symbol der Göttin Har und der Harines, der Tempeldienerinnen, ein tiefenkultureller Grundbe- standteil mediterraner Deutungen von Frieden. Die „Erhabene Tau- be“, Jahu, war ursprünglich der sexuelle Aspekt der sumerischen Inanna. Von ihr übernahmen die patriarchal orientierten semiti- schen Stämme das Symbol. Bei ihnen war die Taube dann zwar ein wichtiges Opfertier, seine se- xuell-energetische Komponente des Friedens aus Harmonie der Dualitäten aber wurde verdrängt. Sowohl Pablo Picasso, als auch der Architekt Le Corbusier haben künstlerische Tauben als Frie- densbringer geschaffen. Die Taube im Märchen Das bekannteste Tauben-Märchen ist wohl Aschenputtel. Hier sind die Tauben magische Helfer der verstorbenen Mutter. Sie helfen sowohl bei der Verrichtung von scheinbar unlösbaren Aufgaben, dem Auslesen der Linsen in der Asche, als auch überbringen sie Kleider am Grab der Mutter, mit denen das Aschenputtel zur Ball- königin am Königshof wird. Schließlich weisen sie auch noch den Königssohn darauf hin, dass der Schuh den Stiefschwestern des Aschenputtels nicht passt. Aus dem Jenseits sorgt die ver- storbene Mutter dafür, dass die Verwandlung des Aschenputtels zur Königin gelingt, doch ohne die Tauben wäre das nicht mög- lich. Taube und Heiliger Geist Bei der Taufe im Jordan kam der Geist Gottes in Form einer Taube auf Jesus herab. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe“ (Mt 3,16-17). In dem alten Verständnis der Taube als Mittlerin zum Gött- lichen wurde sie auch in der christlichen Symbolik in Darstel- lungen weiter verwendet. Schließ- lich fanden die Künstler in der Taube ein passendes Symbol, das uralte Wurzeln hat. In der Antike stand diese nämlich für die Sanftmut und Liebe der Mut- tergöttin. Zudem glaubten die Menschen damals, die Taube habe keine Gallenblase und sei daher frei von allem Bitteren und Bösen. Eine der bekanntesten Darstellungen einer Taube als Heiliger Geist stammt von Gian Lorenzo Bernini, einem berühm- ten Glaskünstler aus dem Ba- rock.Sie scheint aus einem Bün- del von Lichtstrahlen auf den Be- trachter zuzufliegen. In gotischen Kirchen sieht man hin und wieder im Deckengewölbe das soge- nannte Heilig-Geist-Loch. Am Pfingstfest wurde durch diese Öffnung symbolisch eine Holz- taube in die Kirche hinabgelas- sen. ■ Überklasse: Kiefermäuler Reihe: Landwirbeltiere Klasse: Vögel (Aves) Ordnung: Taubenvögel Familie: Tauben Info-Kasten

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