Füssener Heimatzeitung Nr. 188

83 Füssener Heimatzeitung Nr. 188 vom April 2020 Auflösung Serie: Heimaträtsel Auflösung des Heimaträtsels aus der Februar-Ausgabe der Füssener Heimat- zeitung, Nr. 186, Zeugnis eines ehrbaren Handwerks 1904 erbaut - 1938 renoviert ... und 2020 noch immer am Platz, das gilt für das Füssener Bräuhaus in der Rupprechtstraße, jeden- falls für das Gebäude der Gastwirtschaft. Leider wird ja seit 2007 nicht mehr in Füssen gebraut, und wo sich einst Sudkessel und Abfüllanlagen befanden, stehen heute Wohnhäuser. Auf dem Giebel der Gastwirtschaft („Bräustüberl“) sind aber immer noch unverändert die Insignien des Brau- erhandwerks - Hopfendolde und Gerstenähren - verewigt und künden von der stolzen Tradition des Gebäudes. Durch die Giebelinschrift ist auch das Jahr der Erbauung (1904) und der - vermutlich ersten größeren - Renovierung (1938) überliefert. Eigentlich schade, dass spätere Arbeiten am Ge- bäude nicht mehr für die Nachwelt sichtbar zeitlich dokumentiert wurden. König Gambrinus Dafür sind jedoch die Malereien an der Ostseite des Gebäudes zwar etwas verblichen, aber dennoch vergleichsweise gut erhalten. Wie nicht anders zu erwarten, nehmen sie Bezug auf die Braukunst. In der Mitte thront, flankiert von zwei Dienern oder Helfern, wohl der legendäre König Gambrinus auf seinem Bierfaß, der der Überlieferung nach das Bierbrauen erfunden haben soll, und prostet dem Betrachter zu. Rechts von ihm sehen wir zwei Bauern mit Sense und Sichel auf dem Feld bei der Ernte der Gerste. Auf der linken Seite wird Gambrinus von zwei Brauern flankiert, die in einem großen Holzbottich die Maische anrühren. Wenn auch heute nicht mehr der Duft der Maische über das Gelände weht, so sind die Fassadenmalereien doch eine schöne Erinnerung an die Zeit, in der auch in Füssen die Kunst des Bierbrauens gepflegt wurde. Hopfen und Malz - Gott erhalt´s! Bilder: Füssener Heimatzeitung die kaum mehr zuverlässig be- antwortet werden können, nach- dem das Gebäude schon ein be- trächtliches Alter aufweist und keine schriftlichen Zeugnisse zur Geschichte der Figur existieren. So bleibt dem Betrachter nichts anderes übrig, als das gesamte Ambiente und insbesondere die Figur auf sich wirken zu lassen und sich selbst einen Reimdarauf zu machen. Genau das haben wir Heutigen eher verlernt - sich unvoreingenommen und ohne Daten und Fakten einem Kunst- werk zu nähern und es in sich aufzunehmen. Es kann gut sein, dass sich einem jeden eine an- dere Bedeutung erschließt, und der Künstler vielleicht genau dies beabsichtigt hat! ■

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