Füssener Heimatzeitung Nr. 188

182 Füssener Heimatzeitung Nr. 188 vom April 2020 Es gab Spannungen im Dorf Über diese Ausflüge ins weit entfernte Füssen waren die evan- gelischen Gemeindemitglieder nicht erfreut und Pfarrer Hans Nagel aus Füssen radelte bei Wind und Wetter hinaus in die Diaspora und hielt von nun an alle vierzehn Tage einen Gottes- dienst in Rieden, Lechbruck und Roßhaupten ab. Nie kam er zu spät und wenn er nass geworden war, hielt Mesnerin Bräuer tro- ckene Kleidung ihres Ehemannes für ihn bereit. Anfangs fand der evangelische Gottesdienst in der Gemeindeschule „Lechbruck” und später sogar in der katholi- schen Kirche statt. Ermöglicht haben das die großzügig einge- stellten Pfarrer und Kommunen aus der Umgebung. Doch zu Spannungen im Dorf kam es im- mer wieder und so wurde ein Flüchtling auch mal von der Kir- chenbank gedrängt. Die Plätze Die Geschichte der Pfennigkirche am Lech, bei Lechbruck, beginnt mit dem Ende des ZweitenWeltkrieges. Zu dieser Zeit gab es nur zwei evangelische Familien in Lechbruck. Doch als nach dem Kriegsende Lechbruck von flüchtigen Familien überflutet wurde, wuchs die Anzahl von dreißig Protestanten auf 300. Den Neu- ankömmlingen blieb durch ihre Flucht nur mehr ihr starker Glaube und die Hoffnung. Wer nun einem evangelischen Gottesdienst beiwohnen wollte, hatte einen Fußmarsch von knapp zwanzig Kilometern bis nach Füssen, in die entfernte Christuskirche vor sich. Die Pfennigkirche am Lech bei Lechbruck Ein Bericht von Nana Scheuer Serie: Lechbruck  Es blieb ihnen nur noch ihr Glaube. Bild: Pixabay Fortsetzung auf Seite 184

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYxMw==