Füssener Heimatzeitung Nr. 188

123 Füssener Heimatzeitung Nr. 188 vom April 2020 ihn nicht schön. Seiner Meinung nach, habe sich dabei vieles verschlechtert. Zum Schulhausplatz etwa wollte er nicht mehr gehen. Dicht: „Der kommt für mich nicht mehr infrage, das ist nicht mehr mein Füssen”. Doch trotzdem war Füssen für ihn immer die schönste Stadt, die es gibt. Josef Dicht: „Die Maria-Theresien-Straße in Innsbruck ist eine schöne Straße, aber die Drehergasse in Füssen ist noch schöner”. Das ist Patriotismus! Die Zukunft sah Josef Dicht überhaupt nicht rosig. Er glaubte auch nicht, dass die Welt noch zu retten wäre. Schon Nostradamus habe geweissagt, dass um die Jahrtausendwende mehr Blut alsWasser fließen werde. Und Schopenhauer habe gesagt, dass die Welt heutzutage vom Teufel regiert werde. Wer soll sie auch retten? Das könne nicht einmal der Papst, meinte er noch kurz vor seinem Tod. Aber trotzdem ist für ihn nach dem Tod nicht alles aus. Auf die Frage, was nach seiner Meinung nach dem Tod komme: „Weiterleben”, erklärte er kurz und bündig. Gestorben ist er am Freitag, dem 3. Februar 1995, drei Monate vor seinem 90. Geburtstag, um 19.55 Uhr im Krankenhaus. Es war ein kalter Abend. Eine der letzten, die ihn noch am Vorabend seines Todes besuchte und mit ihm ratschte, war seine Nachbarin Maria Kirchmann. Josef Dicht war müde. Ob er wohl spürte, dass sein Ende nahe war? Und wenn ja, was ging in ihm vor? Verspürte er Angst oder Bedauern oder war er eher ruhig bei der Aus- sicht, nun vielleicht gehen zu müssen? Oder war er gar erfüllt von einem tiefen Vertrauen, dass alles gut wird und er behütet ist, wie er es im Leben immer war? Sein Leben war so voll und reich gewesen, das würde er alles mitnehmen in die jenseitige Welt. Er brauchte keine Angst zu ha- ben. Mit seinem Herrgott war er im Reinen und sonst war er niemandem mehr etwas schuldig. Außerdem würde er ja weiterleben. Leichtigkeit machte sich in ihm breit und ein großer Frieden erfüllte ihn. Plötzlich war alles so licht … Zwischen Alpenrosen liegen Sein Urnengrab ist im Waldfriedhof. Eigentlich wollte Josef Dicht zwischen den Alpenrosen in den Bergen liegen. Sein sehnlichster Wunsch wäre ge- wesen, dass man seine Asche dort zwischen diesen Rosen verstreut und er in seinen geliebten Bergen Ruhe fände. Es wurde ihm leider nicht erfüllt. Hin- terlassen hat er zwei Kinder, mehrere Enkelkinder und Urenkel. Resi, seine Ehefrau, überlebte ihn nur um drei Jahre und starb am 2. März 1998. Wie will man das Vermächtnis und das Leben eines Menschen erfassen, festhalten und ehren? Das ist leider nur bruchstückhaft möglich und wird ihm nicht gerecht, so wie die Bildchen, Postkarten und Zeitungsausschnitte in seinen Kistchen ihn nicht wirklich erfassen können. Aber sie ermöglichen einen kleinen Einblick in seine große Seele, eine Ahnung für sein weites Herz, voller Verständnis für alles Menschliche und voller Liebe zum Leben. ■ Fortsetzung von Seite 120  Josef Dicht mit seiner Virginia im Mundwinkel, so kannte man ihn. Bild: privat Josef Dicht : geboren 16. Juni 1905 in Füssen, gestorben 03. Februar 1995 Vater : Stefan Dicht, geb. 31.08.1877 in Olching, gest. 26. Juni 1952 in Füssen Mutter : Cäcilia Dicht, geborene Drollmann Heirat : 03. Juni 1933 in Füssen Ehefrau : Therese (Resi) Dicht, geborene Sommer, aus Füssen; geboren 15. Juli 1911, gestorben 02. März 1998 Kinder : Anton Dicht und Cilly Frandl, geb. Dicht Info-Kasten

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