Füssener Heimatzeitung Nr. 187

58 Füssener Heimatzeitung Nr. 187 vom März 2020 Die sieben Todsünden 7. Acedia Heidegger sagt: „Denn dasselbe ist Denken und Sein.” Aber was sind Gedanken? Im Altgriechischen bedeutet Gedanke λογισμός (Logismos), was sich von dem Wort λόγος (Logos) ableitet. Das Wort Logos hat ein sehr großes Spektrum an Bedeutung. λόγος bedeutet übersetzt, Wort, Rede, Sinn, Vernunft, Geist, Seele und noch vieles mehr. Cicero beschreibt Logos als mens mundi, Weltgeist, und im hellenistischen Judentum bezeichnet Logos oder Memra das ewige Denken des einen Gottes. Memra trete bei der Schöpfung aus Gott heraus. Im Gedanken liegt also das Urverständnis des eigenen Seins, der Logos der eigenen Persön- lichkeit. Wenn man dies so betrachtet, spürt man, wie mächtig Gedanken sind, wie sie einen lenken im Handeln, im Fühlen, im Entscheiden. Gedanken sind so schnell, so flüchtig, so tief, so unbe- wusst, so weitreichend, so intensiv, so gewaltig, so schleichend, so laut, so klar. Und immer sind sie direkt mit der eigenen Seele verbunden. Ein Bericht von Friede Halevi Serie: Römisch-katholische Kirche t Hieronymus Wierix stellt Acedia schlafend und nichts tuend dar. Sie ist des Lebens überdrüssig. Bild: Gemeinfrei Ein quirliger Seelenfluss Aber was hat jetzt Acedia, die siebte und schwer- wiegendste Todsünde, mit Gedanken und dem Lo- gos zu tun? Acedia ist ein schleichendes Phänomen, das sich vor allem über die eigenen Gedanken und die innere Beschäftigung sichtbar macht. Es ist der Überdruss, der sich in die eigenen Gedanken einschleicht und die Lust und das Interesse an allem zerstört. Diese zwei Eigenschaften sind Liebe. Es sind die Fäden, die verbinden, durch die Liebe fließt. Man gibt durch sie oder man wird durch sie beschenkt. Lust ist der schöpferische Tatendrang und Interesse ist das empathische Fühlen mit an- deren. Es ist eine selbstvergessene Liebesfähigkeit,

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