Füssener Heimatzeitung Nr. 187

Aus der Trauchgauer Chronik 1892 schrieb Pfarrer Schaidhauf in der von ihm verfassten Chronik folgendes: „Die Ortschaft, welche seit alters her bald Halblech, bald Mühl genannt wird, zählt heut- zutage 19 Häuser mit 80 Einwoh- nern. Halblech ist wahrscheinlich mit dem Bau des Simplsturmes entstanden und zur Anlage einer Wassermühle benützt worden”. Weiter schreibt Schaidhauf, dass ein gewisser Jakob Pröbstl bereits 1607 das Haus mit der Nummer 83 in Halblech (alte Nummerie- rung), Hausname »Beim Ober- müller«, aus den Ruinen des Simplsturmes baute. Vom Turm zum Steinbruch Aus diesen Aufzeichnungen geht deutlich hervor, dass der Simpls- turm seine ursprüngliche Bedeu- tung also schon vor dem Drei- ßigjährigen Krieg verloren haben muss und um diese Zeit schon als Ruine dastand. Für den "Ober- müller" war die verlassene Burg- ruine somit ein gefundenes Fres- sen und so wurde der Simplsturm als Steinbruch für den eigenen Hausbau gebraucht. Erneut befestigt Aus der „Goldenen Chronik” von Hohenschwangau geht hervor, dass der umsichtige Kurfürst Ma- ximilian im Jahr 1630 festeWarten beimSimpertsturme amHalblech und imTurmdes alten Schwangau zur Beobachtung errichten ließ ... (denn der Anmarsch der Schwe- den stand auch dem südlichen Bayern bevor). Woher der Name Eine der ungeklärten Fragen, de- ren Antwort bis heute auf sich warten lässt und über die bisher nur gemutmaßt wurde, ist die Frage, woher der Turm seinen Namen hat. Eine naheliegende Vermutung jedoch lässt auf den ehemaligen Augsburger Bischof namens Simpert (Sintpert) schlie- 40 Füssener Heimatzeitung Nr. 187 vom März 2020 Stille Zeitzeugen Erzählt wird von einer „Burg”, die wohl oberhalb des Bruck- schmieds an der Halblech-Brücke stand. Martin Dürr vom Bruck- schmied (inzwischen leider ver- storben) – auf dessen Grundstück der Turm auf einer Anhöhe beim Sägewerk Singer in Halblech er- richtet wurde – konnte noch die Stelle bezeichnen, an der sich einst der Brunnenschacht befun- den haben soll. Außerdem deut- lich zu erkennen ist der inzwi- schen überwachseneWallgraben, auf demheute eine majestätische Eiche thront, ein Zeitzeuge längst vergangener Tage, die sicherlich noch so einiges über die Ge- schichte des Turmes zu erzählen wüsste. Selbst Steine der Grund- mauern liegen zum Teil noch ver- einzelt umdenWall herumverteilt und geben nichts von ihrem Ge- heimnis preis, das sie stillschwei- gend seit Jahrhunderten in sich tragen. Der Simplsturm in Halblech Die Vorstellung einer echten Reise durch die Zeit lässt wohl das Herz jedes Chronisten höher schlagen. Gerade wenn es ein Thema betrifft, das so viele Fragen offen lässt, und uns tatsächlich nur eine Reise zurück in die Vergangenheit diese vielen Fragen beantworten würde, die bis heute ungeklärt sind. Sagen und sogar Legenden ranken sich mittlerweile um den berüchtigten „Simplsturm”, oder auch „Simpertsturm” genannt, die es aber vielleicht nicht gäbe, wäre die Geschichte des „Simpertsturm” im Detail überliefert worden. So oder so bleibt uns der Turm erhalten, ob als Sage oder durch die wenigen Überlieferungen aus längst vergangener Zeit. Ein Bericht von Ismael Seer Serie: Halblech (Buching und Trauchgau) Fortsetzung auf Seite 43

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