Füssener Heimatzeitung Nr. 187

103 Füssener Heimatzeitung Nr. 187 vom März 2020 früher genannt wurde, war zu diesem Zeitpunkt 13 Jahre alt und wohnte direkt gegenüber von den Helmers in der Schwangauer Stra- ße. Schon in seiner Jugend war Ottl ein umtriebiger und agiler Typ. Plötzlich fragte er den kleinen Sepp frech: „Also, wenn jetzt du o amol do na springscht, dann kriagst 10 Pfennig.” Der erste Skisprung von Josef Helmer jun. Daraufhin wagte der kleine Sepp seinen ersten Sprung, natürlich mit rasendem Herzen und voller Angst. Wenn auch mit etwas we- niger Anlauf als die großen Jungs, sprang Sepp tatsächlich von der Schanze. So kam der Helmer Sepp zu seinem ersten Skisprung und war sofort begeistert von diesem waghalsigen Sport. Zwei Jahre vergingen, bis Sepp Helmer seinen ersten Sprung gestanden ist. Das bedeutet, dass er nach einemSprung einwandfrei, ohne sichmit den Händen abzustützen, aufgekommen ist. Hat man dieses Kunststück nicht geschafft, ist man nur „gerodelt“, das heißt, eigentlich wäre man gefallen, hätte man sich nicht mit den Händen im Schnee abgestützt. So etwas wurde dann ein „ge- stürzter Sprung“ genannt und wurde inWettkämpfen mit Punkt- abzügen bewertet. Die Faulenbacher Schanze ersetzt die Kugler-Schanze Im Alter von 11 oder 12 Jahren wechselte Josef Helmer zur grö- ßeren Faulenbacher Schanze, welche an Höhe und Flugweite eine viel größere Herausforderung war. Es waren immer etwa sieben Jungs, die abwechselnd an der Faulenbacher Schanze trainiert haben. Alleine konnte und sollte man lieber nicht springen, da der Auslauf der Schanze damals ei- nen Fußgängerweg kreuzte. Des- halb musste man vor jedem Sprung rufen: „Isch frei?!“ Erst wenn die Jungen unten geschaut hatten und laut „frei!“ gerufen haben, konnte man springen. Die größte Sprungschanze Deutschlands Mit 16 Jahren sprang Sepp Helmer dann das erste Mal von der be- rühmten Füssener Kobelschanze, die zeitweise die größte Ski- sprungschanze Deutschlands war. Irgendwann im März des Folge- jahres, die Schanze am Kobel war sehr vereist, stürzte Sepp Helmer nach einemSprung. Wäh- renddessen brachen seine Skier entzwei und waren völlig kaputt. Nachwuchsspringer wie er hatten damals nur ein Paar Ski, seines hatte er noch dazu nur, weil sein älterer Bruder so ein begabter Springer war und einmal ein Paar gewonnen hatte und deshalb sein altes Paar nicht mehr brauch- te. Studium statt Sport Ein neues Paar Skier zu kaufen, wäre eine teure Anschaffung ge- wesen. Letzten Endes waren Sepp Helmer das Abitur und die weitere Ausbildung wichtiger. Er verzich- tete auf den kostspieligen Neu- kauf und damit auch auf seine bis dahin sehr erfolgreiche Kar- riere als Skispringer. Trotzdem interessierte er sich zeitlebens weiter sehr für diesen Sport. Schade war für ihn nur, dass die Sportart in Füssen mit den Jahren immer unpopulärer wurde, so- dass heute kaum noch ein Kind das Skisprignen lernt. ■  Skispringer auf der Faulenbacher Schanze, Bild: Privat

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