Füssener Heimatzeitung Nr. 186

28 Füssener Heimatzeitung Nr. 186 vom Februar 2020 Im zehnten Bild des Füssener Totentanzes wird der Amtmann vom Tod harsch angegangen Wie bereits angekündigt, veröffentlicht die Füssener Heimatzeitung in den nächsten Ausgaben in der historisch richtigen Reihenfolge jeweils ein Bild des Füssener Totentanzes, einem Monumentalkunstwerk des Füssener Künstlers Jakob Hiebeler (*unbekannt, + zwischen 1618 und 1623), das im Jahr 1602 entstand und zu den bekanntesten Totentänzen zählt. Zu besichtigen ist der Füssener Totentanz in der St. Anna-Kapelle. Ein Bericht von Uta Creutznacher Serie: Der Füssener Totentanz Der Tod geht mit dem Amtmann recht unsanft um Im zehnten Bild des Füssener To- tentanzes muss der Amtmann - auch Vogt genannt - in den To- tenreigen. Auf diesem Bild sehen wir wieder zwei Gerippe. Der Tod trägt eine Sense über seiner Schulter, hat den Amtmann, der betreten zu Boden blickt, am pelzbesetzten Umhang gepackt und zieht ihn mit sich fort. Der Begleiter des Todes, das zweite Gerippe, spielt auf einem Pom- mer, einem aus einer Schalmei entwickelten mittelalterlichen Holzblasinstrument. Richterstab gegen Sense und Pommer Sowohl Sense als auch Pommer bilden einen Kontrast zu dem er- hobenen Richterstab in der rech- ten Hand des Amtmanns. Der Richterstab, zwar hoch, fast dro- hend in die Luft gestreckt, hilft ihm jetzt nicht mehr, dominant sind Sense und Pommer und so- mit sein Eintritt in den Totentanz. Ein Amtmann (Vogt) war im Mit- telalter der oberste Dienstmann eines Landesherrn über ein be- stimmtes Gebiet. Er war zur Ver- waltung und zur Rechtsprechung an seiner Stelle eingesetzt. Meist gehörte ein Amtmann oder Vogt dem Adel oder dem Klerus an. Besonderes Holz für einen Richterstab Der Amtmann ist sozusagen ge- rade im Dienst, er befindet sich gerade mitten in der Ausübung seines Amtes, in einem Verwal- tungs- oder Rechtsprechungsakt, was man an dem Richterstab, den er in der rechten Hand hält, erkennen kann, denn diesen be- nötigt er nur zur Ausübung seiner Tätigkeit. In der linken Hand hält er eine gesiegelte Urkunde. Der Richterstab war nicht aus irgend- einem beliebigen Holz, sondern aus Hasel- oder Wacholderholz. Hasel- oder Wacholderholz wurde von Alters her eine besondere Kraft zugesprochen. Der Amtmann muss in die Hölle Der Tod geht den Amtmann ziem- lich direkt an und sagt zu ihm: „Kompt hehr mitt mir inß nobis hauß". Was bedeutet: „Kommt  So kann man sich den Ar- beitsplatz eines Amtmannes im Mittelalter vorstellen. Bild: Norbert Kaiser, Leisnig, Burg Mildenstein - Amtsstu- be im Vorderschloss (01-2), CC BY-SA 3.0 Eine Rüge an die Obrigkeit?

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