Füssener Heimatzeitung Nr. 186

173 Füssener Heimatzeitung Nr. 186 vom Februar 2020 Fortsetzung auf Seite 174  Zollstation Weißhaus um 1910, Bild: Postkartensammlung Elisabeth Wintergerst Viele bunte Türen Der Referent, Prof. Johann Holz- ner, verstand es, in seiner Buch- vorstellung viele bunte Türen zu Pichler zu öffnen. Dabei ließ er aber auch nicht außer Acht, dass heute manche Ansichten von Pichler nicht mehr geteilt werden, sei es, was den Zugang von Frau- en zu Universitäten angeht oder die ablehnende Einstellung zum Judentum. Prof. Holzner schilderte auch eine Episode, wonach Pich- ler nach einer langen Wanderung durch die Berge so herunterge- kommen und staubig aussah, dass ihn die Gendarmerie aufgriff und als Obdachlosen behandeln wollte. Glücklicherweise kam ein Student herbei und klärte die Polizisten auf, dass es sich nicht um einen Penner, sondern um den berühmten Universitätspro- fessor Dr. Pichler handele. Pichler ist in Innsbruck auch an zentraler Stelle ein Denkmal gesetzt wor- den und ein Platz wurde nach ihm benannt. Wertvoller Zeitzeuge Da Adolf Pichler ein begnadeter Erzähler in Schriftform war, sind seine Beobachtungen ein wert- volles Zeitzeugnis. So schildert er von einer Wanderung nach Pinswang den Zustand des Fried- hofes und der Kirche St. Ulrich: "Die Häuser des Dorfes liegen auf einer kleinen Ebene zerstreut, die wohl vor dem Durchbruche des Lechs ein See war. Nur Kirche und Widum erheben sich auf ei- nem kleinen Vorsprunge. ... Als Knabe wohnte ich jeden Sonntag in dieser Kirche demGottesdiens- te bei; noch erinnerte ich mich lebhaft an die Gestalten der Un- garnschlacht, an den Kaiser Otto und den Bischof Ulrich auf dem Lechfelde ... Auf dem Friedhofe suchte ich den Grabstein eines Jugendfreundes: er war ver- schwunden, wahrscheinlich beim

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